Transatlantic "Live In Europe - DVD" (InsideOut 2003)

Viel mehr noch als die (CD) begeistert die DVD-Veröffentlichung der "Supergroup" Transatlantic. Es wird wohl die letzte offizielle Veröffentlichung des Projektes sein, denn mit dem Ausstieg des Keyboarders Neal Morse, was sich mittlerweile gewiss herumgesprochen hat, gibt es Transatlantic nicht mehr. Ein stilles Ende, das nun gehörig aufgerollt und angemessen getan wird. CD, DVD oder CD+DVD, je nach Begeisterung kann der Fan sich mit ausreichend Live-Material eindecken. Wie gesagt ist im Vergleich auf alle Fälle die DVD zu empfehlen.

Die 6 Songs beider CDs sind hier auf DVD1 vereint. Monsterrocksongs, deren 3 gleich über 30 (!) Minuten lang sind. Ein weiterer bringt es auf 26, ein anderer auf 16 Minuten und das Baby ist knappe 6 Minuten lang (reicht auch aus, "Need Some Light"ist keine besonders mitreißende Ballade). Die Bildqualität ist sehr gut, das Menü zeigt eine gemalte Landschaft, wie sie aus Roine Stolts Hand kommen könnte, aber von Thomas Ewerhard designed wurde. Etliche Kameras und viele Kamera- und Perspektivwechsel machen das Anschauen des Konzertes zu einem netten Erlebnis, das kein Stück langweilig wird. Im 4. Werk "Suite Charlotte Pike Medley" kommt neben den üblichen Verdächtigen Neal Morse (voc, key,g), Mike Portnoy (dr, voc), Roine Stolt (g, voc) und Pete Trewavas (b, voc) auch Dauergast Daniel Gildenlöw (add. g, key, perc, voc, Pain of Salvation) deutlicher zum Vorschein, wenn er die Gitarrenlinien der Beatles-Einlagen spielt und singt. Das Bühnenbild ist ansprechend, die Aktion der Musiker ganz nach Temperament unterschiedlich. Roine Stolt, der auf Konzertbesucher bisweilen arrogant wirkte, kommt hier viel besser weg. (Arrogant ist er auch kein Stück, eher still und unaufdringlich, er mag keinen Zirkus um seine Person, eher schon um seine Musik.) Der Spaßvogel der Truppe ist Mike Portnoy, der nicht nur ein paar saftige Sprüche und Fuck You´s drauf hat, sondern überhaupt als lustiger Knabe auffällt. Ein ungeheurer Wirbel, der sein Schlagzeug perfekt und wie im Schlaf bedienen kann, ohne an komplexesten Rhythmen zu scheitern. Neal Morse hat Selbstbewusstsein mit Löffeln gefressen und geht ganz nach dem Motto vor: wer rastet, der rostet. Er hämmert auf seinen Tasten, das es eine wahre Freude ist und die beiden Keys mächtig ins Wackeln kommen. Pete Trewavas hält sich britisch-kühl zurück und gerät erst dann aus dem Häuschen, wenn Transatlantic die Beatles covern. Tolles Konzert, die Bilder machen viel deutlicher, was Transatlantic ausgemacht hat.

DVD 2 wartet mit einigen Extras auf. Auf "Tour Documentary" findet sich eine Menge Material, das fängt nicht beim Beatles-Karaoke an (was kein wirkliches Beatles-Karaoke, sondern eher eine Interpretation eines der Klassiker ist) und hört bei Tour Rehearsals, Konzertausschnitten, Band-internen Unterhaltungen und etwas Städte-Tourismus (wo man sogar mal Roine Stolt in Aktion erleben kann, was eine echte Rarität ist!) nicht auf. In der Photo Gallery kann man sich Fotos angucken. Wer hätte das gedacht. Der Fundus ist ziemlich groß und überrascht mit gestochen scharfen, netten Bildern. Interessantestes Stück ist allerdings die Live-Interpretation von "Shine On you Grazy Diamond", das am 20. Januar 2001 in Los Angeles aufgenommen wurde. Sicher ist die Bildqualität nicht so gut wie das Konzert auf CD1, aber immer noch gut genug, dass es ohne Nervereien angenehm zu genießen ist. Das war´s. Kein aufwändiges Menü, keine unendliche Anzahl von anzuklickenden Dingen, sondern wohlsortierte Anordnung der vorhandenen Tracks. Doch, wer weiß, was es zu entdecken gibt, wenn man die DVD richtig intensiv durchsieht?!

transatlanticweb.com
VM



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