ragazzi - oder: wir machen ein Fanzine

Es war einmal. So fangen Märchen an. Und die ragazzi-Geschichte. Es war nämlich einmal eine Stadtjugendkulturzeitung namens "artich" in Stralsund. Da lernten sich Ulf Jacobs, Volkmar Mantei und Lars Schmidt kennen. Denn sie hatten ein gemeinsames Hobby: Musik, oder genauer gesagt, das Schreiben über Musik. Doch so richtig konnten sie sich nicht verwirklichen. Also sagten sie sich: Wir machen was Eigenes! Das war Anfang 1998. Lars kannte Paul, der gerade in Heiligendamm Grafik-Design studierte und Lust hatte, eine Zeitschrift zu layouten. Da waren sie zu viert. Ein paar Kostenvoranschläge von Druckereien und ein paar Klinkenputzbesuche bei Stralsunder Unternehmern weiter, war ragazzi Nummer Eins im Mai `98 geboren. Format A5, schwarz/weiß, 24 Seiten dick.
Inhaltlich war alles erlaubt. Nur der Mainstream und die Hitparadenkacke waren verpönt. So stürzte sich Ulf auf Rock und Pop, Volkmar auf Metal, Jazz und allerlei Schräges und beide zusammen auf Progressive Rock. Lars nahm sich der düsteren Musik an und Paul kümmerte sich neben dem Layout um House und Drum'n'Bass. Alle zwei Monate erschien von nun an die ragazzi. Alle zwei Monate lernten die Vier etwas dazu. Alle zwei Monate hieß es, um Anzeigenkunden zu kämpfen, mit der Druckerei zu feilschen, 500 Exemplare zu verteilen. Denn ragazzi war gratis. Lag in Kneipen und Boutiquen, in Clubs und Plattenläden. Wurde gelobt und kritisiert, gelesen und zerissen, als Bieruntersetzer missbraucht oder als Notizzettel benutzt. Drei Jahre lang. Dann wollte kaum noch einer Anzeigen schalten. Dabei verlangte die Druckerei immer mehr. Was nun? Die Vier zogen die Notbremse. ragazzi Nr. 17 vom Dezember 2000 war die letzte Printausgabe. Aber Aufgeben? Niemals!
Der Ausweg hieß Internet. Doch Ahnung davon hatte keiner. Außer Paul. Aber der steckte mitten im Diplom. Keine Zeit, auch danach nicht mehr. Ulf verließ ragazzi ebenfalls. Keine Zeit, andere Prioritäten.
Zu Hilfe kam Matu. Er gestaltete die Website zusammen mit seiner Freundin Ilka. Im Mai 2001 stand die Seite www.ragazzi-music.de.
Im März 2005 stieg Lars aus, um ein eigene Internet-Plattform zu gründen, die seine Themen stärker berücksichtigt.
Und auch jetzt lernt das neue Quartett ständig dazu. Sehen ragazzi als Prozess, der ständig in Bewegung ist. Aber wollen der Schnelllebigkeit dieses Mediums Konstanz und Qualität entgegensetzen. Keine täglich aktualisierten News aus dem Musikbusiness, kein Klatsch und Tratsch. Stattdessen Besprechungen von Tonträgern, die auch morgen noch aktuell sind. Interviews, Bandporträts und Konzertberichte, die mehr als nur das typische schwarz/weiß, gut/schlecht beinhalten. Der Erfolg, gemessen an den Möglichkeiten, gibt ihnen Recht. Jede CD, die ragazzi zum Rezensieren zugeschickt wird, ist ein Beweis für das Vertrauen in diese Seiten. Jedes Interview, das ihnen gegeben wird, ein Zeichen dafür, dass ihre Arbeit ernst genommen wird. Der eingeschlagene Weg ist richtig. Und wenn ragazzi so weitermacht, wird es sie noch lange geben.

Mitarbeiter: Volkmar Mantei, Michael Krampe, Frank Bender und Gäste





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