Transatlantic "Live In Europe" (Inside Out 2003)

Sogenannte "Soupergroups" haben es an sich, nicht lange zu existieren. Transatlantic machen da keine Ausnahme. Das Erbe des Vierers + wird mit dieser vierten und wohl letzten Veröffentlichung bestens vermarktet. 2 Studio- und 2 Live-Scheiben sind die maximale Ausbeute dieser Kollaboration von 4 äußerst unterschiedlichen Charakteren. Neal Morse, Ausgangs- und Endpunkt des Projektes (zu diesen Zeiten noch Spocks Beard-Kopf), Mike Portnoy (Dream Theaters illustrer Trommelvirtuose), Roine Stolt (unterforderter Flower King) und Pete Trewavas (Marillion, für ihn war Transatlantic in Karriere-Sicht wohl der positivste Effekt) haben mit steter Live-Unterstützung des ausgezeichneten Musikers Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) die gerade mal 6 Songs eingespielt. "Live In Europe" wird als 2CD, als 2DVD und limitiert als Kopplung beider Formate angeboten. Was die filmische Umsetzung des Werkes anbelangt, kann ich keine Auskunft geben. Mir liegt die 2CD-Version vor. Nichts scheint dem Quartett wichtiger zu sein, als ultralange Songs zu spielen. Bis auf die überflüssige Kitsch-Ballade "We All Need Some Light" sind alle Songs jenseits der 15-Minuten-Grenze angebaut. Gleich 3 Songs sind gar über 30 Minuten lang (!). Alle Achtung, die Jungs haben Kondition, nicht nur als Instrumentalisten, sondern auch als Kopfarbeiter, müssen sie doch das reiche und überaus komplexe melodische und rhythmische Geschehen vollständig draufhaben! Das scheint ihnen hingegen keine Schwierigkeiten zu bereiten. Ganz im Gegenteil strahlen die Songs eine Frische und Spritzigkeit aus, die ordentlich mitreißt. Das ursprünglich 15minütige "Suite Charlotte Pike" hat sich zeitlich verdoppelt. Transatlantic haben Songs von der zweiten Seite der LP "Abbey Road" von den Beatles eingebaut. Portnoy und Morse haben einen Narren an den alten, heiligen Songs gefressen. Nicht nur dieses Medley, sondern sämtliche Songs sind interessant, die DVD-Version dürfte, wenn sie denn gut fotografiert ist, sicher interessanter sein, weil die Dimension der Bilder mehr Eindrücke bietet. Einziges Manko der Produktion, überhaupt bei Transatlantic, ist die Unterforderung von Roine Stolt. Nicht nur als Gitarrist, auch als Komponist kommt er nicht wirklich zum Zug. Aber so ist es nun einmal, Portnoy und Morse, die eigentlich, vielleicht erinnert sich jemand, einen ganz anderen Gitarristen haben wollten, bestimmen selbstbewusst das Projekt, die beiden bzw. drei anderen Mitstreiter haben eher keinen gleichwertigen Stand.

insideout.de
VM



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