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Hidden Lands "In Our Nature" (Progress Records, 23.11.2012)

Bis auf die Position des Trommlers ist die Besetzung der frisch gebackenen Band Hidden Lands schon einmal zusammen aktiv gewesen: in (Violent Silence). Als deren anführender Komponist Hannes Ljunghall (keys, g) die Band verließ, um sich seiner justament gegründeten Familie inklusive Musikernachwuchs zu widmen, wurde es mächtig still um Violent Silence, die Band zerfiel.
Ljunghall hörte nicht auf, weiterhin an Musik zu basteln und Songs zu schreiben, bis seine locker nebenbei entstehende Musik einen Umfang annahm, der an ein Soloalbum denken ließ. Nun, peu á peu wurde aus dem Soloprojekt ein Bandprojekt, die Jungs kannten sich und die notwendigen Telefonnummern und fast alle fanden sich wieder ein. Bis auf Violent Silence Schlagzeuger Johan Hedman, der dort zweiter Songwriter war, die Texte schrieb und nach Ljunghalls Ausstieg Violent Silence weiter führen wollte: Songs waren geschrieben und sollten eingespielt werden, doch da, siehe oben, ging die Band den Weg alles Irdischen. So wird wohl eine gewisse Spannung zwischen Johan Hedmann und Hidden Lands liegen, was daran zu spüren ist, dass die Kapelle sich einen neuen Namen gab, obschon viele Kriterien der alten Band in der neuen zutreffen.
Der neue Schlagzeuger David Nyberg macht seine Sache sehr fein, der schwedische Pool an technisch versierten und an feiner Musik interessierten Musikhandwerkern ist, scheint's, unerschöpflich.
Hidden Lands' "In our nature" ist das natürliche Follow-Up zu Violent Silence' "Kinetic". Die Keyboardsounds, die hier und da an Marimbaphon erinnern, der symphonische Songaufbau, der lyrische Grundcharakter, die epischen Instrumentalpassagen, der reichhaltige melodische Inhalt. Sänger Bruno Edling erinnert mich stark an Dave Lawson, wie er für Greenslade, mehr noch, für Web und Samurai sang. Die Melancholie in der Stimme, das dunkle Timbre, der Atemansatz, Stimmführung, Gesangslinien. Und ebenso sitzt mehr als ein Hauch Samurai im Songwriting Ljunghalls. Eine weitere Parallele weist gen Canterbury, da steckt eine Menge Jazz im komplex symphonischen Rockaufbau der Songs. Die Sololäufe der Keyboards, stark ausgeprägt, sind indes Neoprog pur. Nicht zuletzt klingen Hidden Lands sehr eigenständig, retro gewiss, ohne allerdings Schablonen zu bedienen.
Lustiger Weise meint das Booklet, dass Hannes Ljunghall neben Keyboards auch Gitarre spielt, was er allerdings superleise leistet, zu hören ist davon nix, oder fast nix.
Die melancholischen Songs haben balladeskes Flair, das immer wieder von kraftvoll instrumentalem Bandinterplay aufgemischt wird, manche Gesangspassage kann dagegen als Liedermacher-Ballade gelten. Die im Booklet in englischer Sprache abgedruckten Texte haben ebenfalls melancholisches Flair. "In My Nature" gefällt mir am Besten, kein Text ist blöd.
"In our nature" ist kein must have für den Prog Puristen, dafür sind die durchaus markanten Songs, gut geschrieben und lebhaft interpretiert, einen Kick zu müde und sanft. Und doch ist das Album absolut hörenswert, nicht nur wegen der Parallelen zu den genannten alten Szenen und Bands, des Jazzanteils und der allgemeinen Schöngeistigkeit.
Hat schlicht Flair, die 45:59 Minuten lange, 6 Songs umfassende Ballade.

facebook.com/HiddenLands
progressrec.com
VM



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