Zoppo Trump "Zoppo Trump" (Garden of Delights 2009)

Die Dortmunder taten sich im Herbst 1970 zusammen. Ferdi Eberth (voc, sax, org), Thomas Laleicke (b, back-voc) und Nicky Gebhard (dr, perc) gründeten Zoppo Trump und spielten 1971 die ersten beiden Songs der CD - eine LP hatte es zu Lebzeiten der Band nie gegeben, die Aufnahmen erblicken jetzt erst das Licht der Öffentlichkeit (bis auf die beiden letzten Tracks, die bereits auf der 1976er LP "Scena Westphalica" enthalten waren) - in Triobesetzung ein. Colosseums Gitarrist James Litherland war Ferdi Eberth Vorbild, der gute Einfluss ist technisch, handwerklich und inspirativ zu hören. Die 5 folgenden Tracks wurden 1972 mit Ulrich Beck (g) eingespielt, der ebenfalls starke Einflüsse von Litherland offenbart. Die Rhythmusarbeit ist erstklassig, manchmal etwas laid back, aber stets schön aufgefächert und differenziert, jazzbeeinflusst und locker, Ferdi Eberths Gesang leidet etwas an sich ziehenden bluesigen Gesangslinien und der etwas zu drögen Intonation.
Die Songs brauchen nach dem Gesang nicht lange, deftig und herzhaft zu rocken und vitalen Jazzrock in Colosseums Stil in ausgedehnte Instrumentalparts zu schicken. Der Klang der Aufnahmen ist nicht ohne Makel, hat immer wieder Einbrüche und störende Geräusche, die die Musik nicht kaputt machen, alle Songs sind gut anhörbar, Klangfetischisten werden nur leicht gequält.
Ferdi Eberth und Nicky Gebhard haben als führende Köpfe der Band fast alle Songs geschrieben. Ohne die solistischen und improvisativen Instrumentalparts wäre nicht viel dran, die fabelhaften Instrumentaletappen reißen die Stücke aus der Beliebigkeit. Zuletzt sind zwei Songs zu hören, die vier Jahre später eingespielt wurden. Die Band war um Ulrich Beck und Nicky Gebhard geschrumpft und um Martin Buschmann (keys, as), Udo Preising (b) und Wolfgang Hahn (dr) gewachsen. Handwerklich und stilistisch hat sich nicht viel verändert, die Songs gehen lockerer von der Hand und wirken reifer, herzhafter, drahtiger, sind erweitert um symphonische Elemente, Martin Buschmann spielte Piano, Orgel und Mellotron, der jazzige Grundton blieb erhalten. Auch die neuesten Songs sind nicht komplexer als die älteren, manche Keyboardsounds klingen mit heutigem Erfahrungskosmos etwas käsig, wirken je nach Ansicht schlüpfrig oder schräg und haben etwas Theoretisches, als wären sie für Fernsehpausen komponiert und eingespielt - ohne ihre handwerkliche Qualität jetzt mindern zu wollen.
Im umfangreichen Booklet sind die Story der Band ausführlich sowie eine Liste ihrer Konzerte nachzulesen, sind Fotos und Informationen ihres Werdeganges zu finden.

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VM





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