Zip Tang "Pank" (Eigenproduktion, VÖ: 17.10.2008)

Fred Faller (dr), Perry Merritt (g, voc), Marcus Padgett (saxes, keys, synth, voc) und Rick Wolfe (b, voc) haben ein ausdrucksstarkes neues Album eingespielt. Keine platten Allgemeinheiten, kein stilistisches Einerlei, kein pseudosymphonisches Herz-Schmerz-Gesäusel. "Pank", der Name lässt es erahnen, rockt!
Die US-Amerikaner haben einige Jahre an ihrem neuen Material gearbeitet, ein Track zwischen den 11 Songs ist eine spontane Studioimprovisation, die restlichen Stücke verflixt toll komponierte Songs mit Schmackes und Eigensinn.
Während der Gesang anspruchsvolle Linien fährt, die unter ‚progressiv' fallen, sind die kritischen Texte wie einige der komplexen Arrangements durchaus von revolutionärem Punk-Geist durchzogen. Nix mit Weicheier-Musik, Zip Tang greifen gern durch. Müssen sie aber nicht, sie können auch zart, ohne dann jedoch Kitsch zu inszenieren. "It's in My Head" beispielsweise, der zweite Track, beginnt als jammige Jazznummer, kippt im Refrain zum Punkrock um, ohne billig oder öde zu werden. Ganz im Gegenteil, Zip Tang wissen genau, was sie machen müssen, um ihre faszinierenden Songs zu dynamisieren.
Vielleicht kann "Pank" als dreckiger Heavy Grunge Prog mit Jam-Charakter beschrieben werden, etliche Anteile von Jazz, Psychedelic, Punk und Metal im Blut. Der Power-Prog mit Ansätzen zum Jazzrock ist erheblich druckvoll und verdient den Namen "Rock". Endlich mal wieder eine Band, die sich auf Rock'n'Roll besinnt, was selbst Progmetal Combos oft nicht können.
Es rockt saumäßig! Die Gitarren jaulen, der Bass donnert, das Schlagzeug hämmert, das Saxophon dröhnt. Selbst wenn die Jungs nicht zur wildesten Attacke ansetzen, etwa im zweiten Teil von "It's in My Head", so geht der forsch-bombastische Rock doch mitreißend und ungestüm seinen Weg. Ein Prog-Bastard zum Abrocken!
Hin und wieder hat die Band es drauf, wie die Prog-Ausgabe von Metallica zu klingen, was zum großen Teil an der Stimme eines der drei Sangeskünstler liegt, aber auch an den druckvollen Arrangements. Der laute und im Vordergrund stehende Gesang kann mit seiner Intensität schon mal etwas zu viel sein und anfangen zu nerven, vor allem an dieser einen Stelle, wo ein langer, quäkiger Rockschrei aus den Boxen dröhnt, was mich fast auf die Vorspultaste greifen lässt. Zum Glück gibt es als Ausgleich ausgiebige Instrumentalpassagen.
Den für mich beeindruckendsten Part hat der Bass inne. Die donnernde Stetigkeit, die wie Dampfwalze alles platt macht, damit die restliche Band darauf tanzen kann, wühlt ganz tief innen auf. Diese Basis wünsche ich öfter zu hören.
Obschon glücklicher Weise ein untypisches Rockalbum, kann ich der Progsucht verfallenen Rockfans nur unbedingt empfehlen, sich diese illustren Klänge in den Gehörgang zu tun. Ist ein wirkungsvoller Entkalker und Entschlacker, der den Blick freimacht: wenn Prog, dann Rock!

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VM



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