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Ysma "Vagrant" (Eigenproduktion 2013)


Man könnte, die Fülle an Material betrachtet, verführt sein anzunehmen, in der Rockmusik sei alles gesagt. Doch das ist mitnichten so und wird wohl in 100 Jahren nicht anders sein. Wo Nachwuchs, Interesse, Begabung & Kreativität mit Lust & Schmackes zusammenfinden, geht es erneut frisch & energisch zur Sache. Und im guten Fall, wie hier mit Ysma, entsteht gar ein ganzes Album, das Intro und 11 Songs enthält und 60:59 Minuten andauert.
Wiederzuerkennende Einflüsse sind Alternative Rock, Prog, Klassik, Folk, Mathrock, metallisch saftige Härte hier, lyrisch jazzige Elegie da, als reine Instrumentalmusik zu mehr als liedhaften Arrangements vereint. Die Gitarren plärren, kratzen und krachen, das Rhythmusgeflecht ist schön aufgefächert und breitwandig komplex, so wie die Songstrukturen, die mal straightes Rocken bevorzugen, sich bald jedoch in die freie Wildnis aufmachen und schauen, was geht.
Typisch moderne Gitarrendominanz ohne vordergründigen Spaßfaktor oder Partyrockcharakter ist das treibende Mittel. Gleichfalls entschweben die Gitarren mal in liedhafte Leichtigkeit oder basteln interessante Melodiegebirge. Bisweilen sind die Songs von Daniel Kluger (e-g, acc-g), Fabian Schroer (e-g), Torge Dellert (b, fr-b) und Jens Milo (dr, perc, a-capella trumpet) etwas unauffällig und introvertiert, gerade wenn sie aus alternativ liedhaften Ideen kosten, oder wenn Metal-Riffs simplifizierende Strukturen basteln. Hin und wieder schlendert so ein Song verträumt dahin, bis die Gitarrenwand samt Rhythmusdruck alles Dämmern wegbläst und zu neuem Sturm findet. In der Fülle der Songs und kompositorischen Ideen mit heftigen Gewittern und lässigem Schlendern sind die Energiebalancen kernig ausgebaut. Zudem: immer wieder kracht es cool und fett, was als Antriebsmittel gut kommt.
Insgesamt fällt das Debüt Ysmas noch etwas unauffällig aus, wenn auch sehr viele fabelhafte und überraschende Ideen gut aufgehen. Die Songstrukturen ähnlich sich, was gewiss am instrumentalen Aufbau und dem relativ schmalen Instrumentarium liegt. So nette Verrücktheiten wie zu Beginn von "Auditory Cheesecake" könnten Ysma tonnenweise in ihre Songs einbauen und damit für Aufruhr sorgen. Aber auch so: schicke Platte einer begabten Band, die ganz gewiss jede Menge Energie und kreative Lust auf und für mehr unter der Matte hat.

ysma.de
VM



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