Yesterdays "Holdfénykert" (Musea Records 2007 - Seacrestoy 2014)


Die rumänischen Ungarn Yesterdays veröffentlichten ihr Album "Holdfénykert" 2006 das erste Mal. Dem gingen drei CDs vorher, die auf der Bandwebseite als EP, Demo und Press Kit bezeichnet werden. 2008 folgte die Musea-Auflage ihres Debütalbums, nach der 2006er Erstauflage in ungarischer Sprache waren die Songs nun in englischer Sprache neu eingesungen. Ein weiteres Album folgte bislang nicht. Jedoch ist der lyrische Stil der Band (nicht nur bei) Musea Records beliebt, so dass Yesterdays-Songs auf fünf der groß angelegten Prog-Themen-Sampler Museas zu finden sind.
Yesterdays haben ihren eigenen, markanten Stil, der leicht erscheint, eingängig und liedhaft, verblüffend leicht für Progressive Rock, federleicht geradezu, und doch sind da zuerst Einflüsse zu hören, die von den großen Düsteren und Abstrakten der Szene stammen: King Crimson. Bis auf einen weiteren britischen Meilenstein, natürlich Yes (deren Name sich nicht von ungefähr im Bandnamen wieder findet), ist kaum ein weiterer Einfluss aus den oftmals akustischen, lyrischen Stücken so stark herauszuhören. Yesterdays lehnen sich an keinen Stil, kein Vorbild an, sondern zelebrieren mit Inbrunst und Stilsicherheit, Köpfchen und Herz ihre fabelhaften, klugen und emotional bannenden Ideen. Instrumentale Komplexe und aufwendige Arrangements, deren kleinste bis große an allen nur erdenklichen Ecken und Kanten mit Überraschungen aufwarten, mal sanft und trügerisch, dann kraftvoll und lebhaft, symphonisch bombastisch oder dramatisch rockend, machen ihre Wirkung erst nach mehrfachem Hören bewusst. Melancholische Akustikgitarre führt über die 5 Minuten von "just stay" hinweg, fast unscheinbar schleicht sich der traumhafte Klang des Mellotron ein, die zarte Stimme der Sängerin Tímea führt mit Kraft und Ausdruck durch das kurzweilige Stück. Wenn Yesterdays rocken, bleiben sie stets im symphonischen Bereich, und hart wird es nie, dennoch entfaltet sich kraftvolle Energie, fließen die Songs in energischer Strenge leicht und flott zugleich dahin, druckvoll angetrieben in aller entspannten Lässigkeit. An Höhepunkten ist die 10 Songs umfassende und 54:32 Minuten lange CD nicht arm. Doch nicht die knapp 12 Minuten von "Seven" sind die Krönung der Platte, sondern die knapp 6 des verträumten "don't be scared" - und "Seven" gewiss auch, und nicht weniger. Alle Stücke haben raffinierte Arrangements, schöngeistige Lyrik und druckvollen Rock, symphonische Liedhaftigkeit und kraftvolle Beschwingtheit. Ausgedehnte Sololäufe sind selten, die Band füllt ihre Perlen im Gemeinklang. Hochmelodisch, harmonisch, lyrisch und sensibel sind die Themen und Songs Yesterdays. Bleibt zu hoffen, dass die Band auch ein Tomorrows hat.

2014 nun wird das Album remastert und in neuem Outfitluxuriös anzusehen wieder aufgelegt. Das recht umfangreiche Booklet spricht die gleiche romantische Sprache wie die grandios lyrische Musik. Weder liegt Patina auf den Songs, noch zeigt sich, dass diese Einspielung nichts mehr zu bieten hat. Ganz im Gegenteil, die crimsonesken, Yes-bezogenen, Mellotron-schwangeren Soft-Prog-Perlen beweisen erneut ihr zeitloses Wesen. Ich weiß jetzt nicht, ob die alten Auflagen, die erste in eigener Regie und die Musea-Auflage ausverkauft sind. Diese ist jeden Falles frisch und neu zu erwerben. yesterdays.hu
seacrestoy.com
VM



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