YES "Magnification" (Beyond Music/YES 2001)

Sie können nicht mehr anders - immerhin sind sie alle über 50. YES werden den Teufel tun, einen neuen Ausdruck zu suchen. Selbst mit einem Album, bei dem alles anders ist. "Magnification" muss ohne Keyboards auskommen und kann dies ganz gut. Dafür arbeiten Jon Anderson, Steve Howe, Chris Squire und Alan White mit einem Orchester zusammen, das zwar nicht identisch (wie sollte das gehen!), aber ähnlich yes-typisch arbeitet, wie die verschiedenen Keyboarder der Band. Keine Ahnung, ob der Russe Igor Sowieso keine Lust mehr hatte, mit den alten Herren zusammenzuarbeiten (oder andersherum). Da bot es sich an, etwas zu wiederholen, was schon im Jahr 1970 einmal hervorragend geglückt war. Am 21.3.1970 spielten YES in der Queen Elizabeth Hall ihre Stücke mit einem Orchester zusammen. Die 10 Stücke auf "Magnification" nun sind allesamt neue Kompositionen. Doch so recht neu ist bei YES schon lange nichts mehr. Die Kompositionen sind neu, sicher. Und sie haben es in sich. Kraftvolle Rocker, groovige Popgemälde, komplexe Kracher oder sinfonische Epen - alles ist dabei und alles in überzeugender, tiefgründiger Ausdrucksfreude und spielerischer Intonation. Ich glaube, dass YES sich igendwann morgens um 14 Uhr zusammen setzen und die Richtung ausmachen, die das folgende Album einschlagen soll. "Magnification" hat dabei etwa 20% Anfang 70er (noch vor den großen Alben), 10% Mitt70er und 70% 80er YES abbekommen. Jon Anderson´s Stimme bestimmt stetig das Werk. Instrumentale Passagen sind selten und nicht lang, dafür singt Jon in seiner schönen und einzigartigen Stimme ständig Strophen und endlose Refrains, die zudem noch in den 80er Jahre-YES typischen Chören arrangiert sind. Wenige Ecken und Kanten prägen "Magnification". Auch ist die orchestrale Unterstützung, abgesehen von einigen wenigen Momenten, zuhöchst von Gaststatus geprägt. Die ständig präsenten Harmonien erschlagen hier und dort mit ihrem fast schon kitschigen Potenzial. Vor allem, wenn die Gesangsharmonien kein Ende nehmen und die gesampelten und gedoubelten Chöre wieder und wieder den Refrain herunterbeten. YES haben sich längst weiter entwickelt, doch abei immer noch so viel eigenes Potenzial bewahrt, dass ihre Songs anspruchsvoll, melodieschön und aussagekräftig bleiben.

www.yesworld.com
VM



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