Winds "The Imaginary Direction Of Time" (The End Records 2004)

Was für ein ungewöhnliches Teil! Obwohl die einzelnen Komponenten, für sich genommen, durchaus gewöhnlich sind, ist doch das komplette Produkt vor allem durch seine eigenwillige Instrumentierung und seinem zwischen-allen-Stühlen-Sitzen interessant. Hier treffen sich harmonisch-rudimentäre Death-Metal-Versatzstücke, Symphonik Rock und klassisches Instrumentatrium in einem komplexen Kontext zu einem außergewöhnlichen Arrangement. Das notwendige Rockinstrumentarium ist natürlich auch dabei, die Gitarre kann ebenso fette Riffs prägen, wie die Skala hoch und runter jubilieren. Der Gesang hält sich zumeist in normaler männlicher Stimmlage auf, rutscht aber in emotionalen Höhepunkt fast in die abgründigen Tiefen des Grunt, ganz gruselig wird es dann aber nicht. Die Songs brechen immer wieder auf, zwischen heavy Passagen, die plötzlich versiegen, stehen klassische Pianoakkorde, die in ein melancholisch-düsteres Violinen-Arrangement aufgehen. Trotz Heavyness und Klassikanteil ist die dominierende Mitte im progressiven Bereich zu finden, wo sich Metal und Rock gegenseitig zu großer Melodieseeligkeit aufstacheln. Gut gemacht! Auch der Sänger (dem das Mayhem-Sweatshirt gut steht) fügt sich ausgezeichnet ins Konzept, seine klare, saubere und sichere Stimme trägt überzeugend zur Qualität bei. Lange Songs gibt es nicht, instrumentale Finessen brauchen bei Winds keinen großen Raum und bringen doch alles. Allein immer wieder dieses Violinen-Cello-Kontrabass-Arrangement mit klagender Note und harmonischer Tiefe ist sehr ansprechend. Zu viel Süße entwickelt "The Imaginary Direction Of Time" nicht, was vor allem dem Piano, der Stimme und dem fetten Rock zu danken ist. Viele Informationen birgt das Cover nicht, nur soviel, dass die 4 norwegischen Musiker aus verschiedenen Lagern kamen. Sänger Lars Eric Si, der neoklassisch orientierte Gitarrist Carl August Tidemann, Metal-Schlagzeuger Jan Axel von Blomberg und Andy Winter als klassisch ausgebildeter und ebenso trainierter Pianist sind in einer erstaunlichen Band aufgegangen, die in der Zukunft, wenn sie Bestand hat, für weitere Überraschungen wie "The Imaginary Direction Of Time" sorgen wird, soviel ist sicher. Wer die klassischen Saiteninstrumente spielt, bleibt im Verborgenen. Empfehlung!

VM



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