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Willowglass "The Dream Harbour" (Eigenproduktion 2013)


Schon das Cover verrät, auf welche Reise es geht. "The Dream Harbour" entführt in einen romantisch-symphonischen Reigen, der es in sich hat, unaufgeregt und lyrisch abläuft und sich kaum an den Größen der Szene orientiert. Zwar sind die Flower Kings hier und da einmal als erkennbares Vorbild auszumachen, und ganz gewiss die ganz Großen: Genesis, niemals aber aufdränglerisch und nur wenig ausgeprägt, die Band geht ihren eigenen Ideen auf ihre eigene Weise nach.
Willowglass, das Bandprojekt des Yorkshirer Gitarristen, Bassisten, Keyboarders und Komponisten Andrew Marshall, setzt keine extravaganten Maßstäbe, baut den schöngeistigen symphonischen Rahmen indes wunderbar lyrisch und erhaben aus. Dabei findet kein Kitsch statt, die Keyboardsounds sind angenehm bis überraschend; Feinde des symphonischen Progressive Rock können nicht mit dem Finger auf die Songs zeigen und vom großen Übel sprechen. Wenn die Progszene vermutlich nicht aus allen Wolken fallen wird, so darf "The Dream Harbour" doch gewiss seine Erfolge feiern, wird seine Freunde finden.
Zur Größe des symphonischen Werkes tragen die Mitarbeiter erheblich bei. Der King of Agogik, Hand Jörg Schmitz und seine virtuose Dampfmaschine, sind absolut notwendig, das elegische Treiben mit kernig dynamischer Schlagzeugenergie anzutreiben. Wo Hans Jörg Schmitz sich ins Geschehen wirft, wird es forsch und lebhaft.
Ebenso wichtig und fast schon melodischer Mittelpunkt ist der Amerikaner Steve Unruh, dessen Gitarrenbeiträge weniger auffallen, als sein exquisites Geigen- und Flötenspiel. Handwerklich sind beide Gastmusiker wie der Urheber des Projektes perfekte Virtuosen, die ihre Instrumente im Schlaf beherrschen und dem rein instrumentalen Geschehen nur unbedingt nützlich sind.
Gleich zum Auftakt der CD, dem über 20 Minuten langen "A House of Cards, Pt. I", legt das Trio gut los, zahllose Ideen, nicht nur aneinandergereiht, sondern in aufwendig mehrtaktigen Melodiebögen mit sanften Flötenparts und langen Geigensoli angelegt, bauen den Song sehr gut aus. Die Eleganz der Szeneklassiker wird nicht erreicht, manche Arrangements wirken etwas trocken, der Mellotronrausch fehlt, da könnte Andrew Marshall durchaus mutiger und lebhafter zur Sache gehen, doch bald darauf wird eine lyrische Tiefe erreicht, die Ihresgleichen sucht. Während Gitarrensoli mit der Lupe zu suchen sind und herzhafter Rockkrach so gut wie überhaupt nicht stattfindet, sind es die ruhigen, weitschweifigen Keyboardphantasien, die das schöngeistige Schwelgen ausmachen, und so geht es das gesamte Album und alle 7 Songs über.
Vierter Mann an Bord ist der Illustrator Lee Gaskins, der Cover und Booklet gestaltete und mit seinem Beitrag der romantisch dunklen Musik ein entsprechend farbenfrohes Gesicht gab. "The Dream Harbour" ist nicht dem Zeitgeist verpflichtet. Alle Arrangements und alles Streben sind tief im klassischen Symphonic Rock angelegt, so ist das Album ein sehnsüchtiger Reigen kreativer und begabter Rockmusiker, die ihren Stil und ihren Ausdruck für dieses Projekt treffend und nachvollziehbar gefunden haben.
50:35 Minuten und 7 Songs lang kann "The Dream Harbour" gut unterhalten.

willowglass.net
Schlag-das-Zeug.de
King-of-Agogik.com
steveunruh.com
lgaskins.homestead.com
VM



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