Bob and Danny Weller "Tree of Thorns" (Circumvention Music 2005)
Die Veröffentlichungen von Circumvention Music sind nicht vorher einzuschätzen. Das Label hat bereits etliche Arbeiten avantgardistischer Künstler veröffentlicht, freie Avantgarde, Free Jazz, Improvisationen, oder musikalische Strukturen, die nirgends zu passen scheinen, zum Beispiel ein Mix aus Jazz und Phonographer Aufzeichnungen. Die Musiker sind stets technisch ausgezeichnete Handwerker und inspirierte Geister. Und so ist es kein Ausbruch, wenn Bob and Danny Weller plötzlich ein sehr gemäßigtes Album mit zeitgenössischem Modern Jazz veröffentlichen.
Bob Weller (p) und Danny Weller (b) sind melodisch die Hauptfiguren in diesem trickreichen und aus vielen Stilen inspirierten Werk. Cliff Almond (dr), Ellen Weller (ss) und Charlie Weller (tr) machen die Familie voll. Ellen Weller selbst veröffentlichte 2004 das völlig anders geartete "Spirits, Little Dreams, And Improvisations" in großer Besetzung inklusive Bob und Charlie Weller. Hier nun präsentiert sie sich im Hintergrund, spielt ihr Instrument in einigen Unisono-Passagen mit Trompete oder Piano. Überhaupt gibt es einige Unisono-Parts. Vor allem Bass und Piano arbeiten häufig so zusammen, aber auch die komplette Band kann unisono furios ackern, was sehr dynamisch klingt und einen Hauch von Fusion versprüht und etwas nach End 70er Return To Forever klingt, als die dem Rock abgesagt hatten und zum Funk mutiert waren.
"Tree of Thorns" ist ein stilles Album, unaufgeregt, aber mit humorvollen, schönen Pianoläufen mitten aus dem melodischen Feld des Modern Jazz, teilweise klingt so ein Song, als sei er Ende der 50er Jahre aufgenommen worden. Virtuos verspielte Improvisationen und Piano-Bass-Ausflüge kennzeichnen mit berauschender Melodiesprache, oder geraten in einigen Momenten gar in kuschelige, seichte Bar Atmosphäre, wie im 7. Song "Stella".
Fans melodischen, harmonischen Jazz werden ihre Freude an dem Werk haben. Die völlige Abwesenheit von allem Pop und allem modernen Schnickschnack macht die Aufnahme klar und zeitlos. Und die vielen kleinen Details heben "Tree of Thorns" aus dem Mainstream dieser Art heraus.

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VM



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