Weirdo Naffn "Hoppla! ruft Herr purpurnes Sofa" (Eigenproduktion 2004)

"Hoppla…" ist bereits die 2. Produktion der Recklinghausener Weirdo Naffn nach "Promo Zeuch Object" in diesem Jahr. Aufgenommen im April und gemastert im Mai sind die 6 Songs + zwei Hiddentracks seit Juni 2004 direkt von der Webseite der Band zu beziehen. Weirdo Naffn sind Jörg Wollmann (dr), Jörg Letzing (rhythm-g), Olli Zander (b) und Michael Krampe (voc, lead-g), hier mit Christoph Wienkötter (key) und Shari (g, voc) als Special Guests. Komponist und Kopf der Band ist Michael Krampe, der nebenher ein ausgefeiltes Faible für Gitarren und allerlei Technik drumherum sowie Gitarrenspieltechnik hat (siehe neue Rubrik Ragazzi auf der Newsseite).
Der Opener "Silent Screams Of Inner Madness" ist mit seinen über 8 Minuten laut Pressetext nur die Kurzversion des Songs. Wie lang auch immer die vollständige Version sein mag, schon allein in diesem fulminanten Kracher passiert so einiges Interessante. Das fette und kraftvolle Thema erfährt immer wieder Variationen und Soli; fabelhafter Opener, der die Stimmung der CD und den Sound gut einführt. "Dear Henry" ist ein Slow-Blues, dem Keyboard und Stimme runde, volumige Tiefe geben. "Nierensteine" ist ganz auf Michael Krampes Gitarre orientiert. In den letzten Jahren hat die Band stark an Qualität zugelegt, die Gitarrensoli waren schon immer eine Ohrenfreude, doch 2004 scheint das Jahr der Band zu sein (wenn auch leider nix mit Zappanale war!). Der Klang der Aufnahmen ist ausgewogen. Die typische Michael-Krampe-Gitarren-Verzerrung hat eine leise Veredlung erfahren, die kratzigen Töne sind fetter, feiner, härter und ausdrucksvoller geworden. "Breakboxblues" ist der Tubescreamer-Song, irgendwo zwischen Allman Brothers und Gov't Mule, ganz relaxt. Wie in jedem Song sind auch hier die Soli der Gitarren (Jörg Letzing 1. Solo) erstes gestalterisches Moment. "The Night Of The Living Döner" ist Verneigung nicht vor den Dixie Dregs, sondern Altmeister Frank Zappa, dessen Einfluss bei Weirdo Naffn des Öfteren durchkommt. Toller Song, witzige eigene Note und durchaus nicht zu dicht an der Quelle. "N.I.B." hat nix mit Black Sabbath zu tun, eher wieder mit FZ, obgleich die entspannte, fragile Lässigkeit des Themas sehr eigen und nicht anlehnungsbedürftig ist. Die gar nicht so hiddenen Hiddentracks schließen sich als Nummer 7 und 8 an. Der erste ist eine nette Fassung von "Outside Now", gigantisch der Song, fantastisch die Version. Allein wie die sphärisch-kratzige Gitarre über den Fluss der Melodie schwebt, ist unglaublich. Zu guter Letzt ist noch eine spontane Coverversion von "While My Guitar Gently Weeps" mit Gastgitarristin Shari Littmann zu hören, die auch gleich das 1. Solo beisteuert und eine völlig andere Gitarrenspieltechnik präsentiert, schöner Gegensatz zu den beiden bandinternen Gitarristen. Nach 41 Minuten ist der Spaß wieder vorbei, wer will, setzt sich auf die Repeat-Taste und lässt den Nachmittag genüsslich an sich vorbei rauschen.

VM



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