Waterfall "Waterfall" (Black Rills Records 2003)

Das unbetitelte Album dieser schweizer Band erschien 1972 in kleiner Auflage. Corry Knobel (g, b, voc), Eliano Galbiati (dr, perc) und Oscar Bozzetti (p) spielten die 5 Songs des sehr kurzen Albums (29 Minuten) im Studio 3 Vedette in Milan ein. Corry Knobel ist der Ideengeber des Projektes, seiner Einladung waren die beiden anderen Musiker gefolgt. Auch die instrumentale Arbeit lag hauptsächlich bei Corry. Die kurze Geschichte der Band/Platte ist im Digipack nachzulesen. Als Bonustracks sind zwei gekürzte Versionen von "Mother Nature Says" und "What Will We Become" auf die CD gekommen, die bereits 1971 als Single veröffentlicht worden waren, so dass die Spielzeit mit 35 Minuten (immer noch kurz) ausfällt. Die 5 Songs bewegen sich im liedhaften Progressive Rock. Weder gibt es sehr komplexen, abstrakten oder schwer harten Rock zu hören, noch haben sich Jazz oder Klassik als Inspiration verewigt. Hier und dort klingen Steely Dan als Einfluß nach, doch insgesamt ist Waterfall erstaunlich eigen und persönlich. Alle 5 Kompositionen sind trotz ihrer Schlichtheit einfach fabelhaft. Opener "Remember Mitch" wird von einer kraftvollen linken Hand am Piano bestimmt, während die Lagerfeuer-Akustikgitarre den Klangraum füllt. Das Stück bricht in härteren Rock aus und ist dabei emotional sehr gut ausgelotet. Das anschließende "Play Hiding" muss man gehört haben. Die Lyrics sind witzig, der Song simpel und doch perfekt. Dritter Song "What Will We Become" ist eine zarte Pianoballade zum Mitsingen, die keineswegs blöd ist. Auch hier sind die Lyrics eindringlich, die Melodie verblüffend. "Mother Nature Says" ist sehr einfach aufgebaut, fast schon belanglos. Die Gesangsmelodie jedoch hat es in sich. "Waterfall - The Unknown Light" ist die Krönung der CD. Das fast 14minütige Stück beginnt schwer und düster, was sich in den Lyrics fortsetzt. In allen Songs ist Zukunftserwartung konzeptionelle Grundlage der Lyrics. Doch gerade wie dieses letzte Stück aufgebaut ist, mit seinem langsamen Beginn mit Gesang und einsetzender Steigerung, hat Klasse. Piano, Bass und Schlagzeug unisono betonen die schwere Düsternis und den heftigen Rock. Dabei bleibt die Stimmung der Komposition trotz aller emotionaler Anspannung eher gelassen. Perfekt ausgearbeitet! Schließlich arbeitet sich eine Pianoimprovisation doch nahe an Jazz heran, bis ein sehr schönes und hartes Gitarrensolo einsteigt und das Stück lange ausklingen läßt. Die beiden Bonustracks entspannen die Stimmung wieder. Waterfall ist kein Meisterwerk des Progressive Rock, aber ein meisterlich komponiertes, gespieltes und gesungenes Stück liedhafter Rockmusik, das sich an Progressive Rock anlehnt. Schönes, interessantes Teil.

blackrills.ch
VM



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