Violette Sounds "Feelin' Inside" (Eigenproduktion 2012)

‚Atmospheric Art-Rock' nennt Karl Henneberg, Schlagzeuger und Kopf des Projektes Violette Sounds, was auf "Feelin' Inside" zu hören ist. 18 kurze, überwiegend rein instrumentale Tracks, in den letzten zwei Jahren unter Mithilfe von Uwe Böttcher (b, vi), Matthias Vogel (g), Gero Körner (hamm-org, e-p) und Hilde Akam (voc, Texte), sowie diverser Gäste hier und da eingespielt, füllen die CD. Das Album eröffnet erst so ein wenig lala, doch schnell setzt sich die hohe Qualität der Songs durch, nicht nur, dass die Einspielung technisch und handwerklich wohl und ansprechend gelungen ist, die entspannten, legeren Kompositionen sind nicht ohne, haben Idee und Charakter. Nonchalante Rocksongs mit progressiv verspielter Note und Jazz-Fusion-Inlays entfalten sich ebenso unaufgeregt wie mancher Canterbury-Klassiker, gewiss nicht in der besonderen Komplexität letztgenannter Szene, aber doch anspruchsvoll und sehr ansprechend.
Die Stücke, wenn auch szeneuntypisch sehr kurz, sind eindeutig Progressive Rock, tragen keine Pop-Gene, und haben keine Lust, Allerwelts-Tralala zu sein. Die Atmosphäre bleibt überwiegend entspannt, verträumt, dezent aggressive Motive setzen hier und da an, ohne zu besonderer Ekstase hochzufahren. So bleibt der nachdenklich lyrische Ton von Anfang bis Ende erhalten. Angenehmer Weise sind die Songs nicht wie in manchem Projekt, das mit Druck progressiv sein will und Songs in laaangweilig endlosen Kilometern anlegt, nun, nicht etliche Minuten lang und damit (potentiell) langatmig, sondern stets angenehm kurz ausgebaut, ohne dass Ideen vor Vollendung stecken bleiben. (Longtracks sind nur dann grandios, wenn sie viele Minuten brauchen, perfekt zu sein.) Mehrfaches Hören macht die Songs lebendiger und eindrücklicher, und alle Komposition hat ihr ausführliches Eigenleben. Zum einen gibt es keine Gesangsabteilung (bis auf lautmalerischen Gesang), so dass diese Längen (…) schon mal ausbleiben, was die Songs zu dem macht, was in anderen Bands/Projekten die Instrumentalparts sind, herausoperiert und befreit von Ballast, indes nicht vergleichbar mit dem, was Frank Zappa mit "Guitar" machte, wo lediglich Soli aufs Album kamen.
Besonders fein gelungen ist neben der grandiosen, schön jazzigen Schlagzeugarbeit das, was Uwe Böttcher mit seiner Violine beiträgt. Nicht zuletzt: alle Beiträge, der diversen Gitarristen (hinreißende Soli!), die exzellente Bass-Arbeit, die Tasten - das ganze rundum satte, intime, konzentrierte Bandinterplay in allen seinen Facetten ist sehr angenehm und überraschend.
Das Projekt kommt ganz unprätentiös und still. Bleibt nur unbedingt zu hoffen, dass das Publikum Augen und Ohren offen hält und das Bandprojekt und seine CD wahrnimmt.

violettesounds.com
VM



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