Viathyn „Cynosure“ (Eigenproduktion 2014)


Shadow Gallery sind auf dem deadish-speedigen Folk-Trip und Mike Baker ist wieder unter uns; seine Reinkarnation hört auf den Namen Tomislav Crnkovic, dessen Stimme absolut phänomenal klingt. Dieser Herr, der auch Gitarre spielt, kann in der Tat singen wie ein Engel; in höchst interessantem Kontrast dazu stehen bei fünf Stücken die Growls von Sean Jenkins, der keift wie ein Dämon in Menschengestalt (Synonym für Schwiegermutter). Tomislav mag als Leitstern für aufstrebende Sanges-Stars gelten, denn dann wären weichkäsige Kastraten-Tenöre endlich aus dem Rennen. Instrumental ist man hauptsächlich in der Power Metal-Kategorie beheimatet, bedient sich aber einerseits im klassischen Genre (Edvard Grieg) und andererseits hat man ein Händchen für jazzige Einschübe (Gitarrenarbeit); dafür ist Jacob Wright zuständig, der ein wahrer Meister seines Faches ist. Seine hoch melodiösen Soli zeigen sich aber auch von Zauberern an der Gitarre wie Marty Friedman, Uli Jon Roth oder Michael Schenker beeinflusst. Sowohl beim Gesang als auch beim Gitarrenspiel blitzen mehrfach arabische und asiatische Harmonien auf, was die Varianzbreite der Kompositionen weiter erhöht. Bleiben noch die Groove-Burschen Dave Crnkovic (Schlagzeug) und Alex Kot (Bass), die es bestens verstehen, ordentlich auf die Kacke zu hauen, wobei sie allerdings massig interessante Wendungen einbauen; beide sind in technischer Hinsicht absolut beschlagene Musiker. Für Keyboards und Sound Effekte sind Dave, Tomislav und Jacob zuständig. Schließlich sollen auch die Texte, die überaus gehaltvoll formuliert sind und sich teilweise mit höchst aktuellen Fragestellungen beschäftigen, erwähnt werden. Alles passt perfekt zusammen; die Progressivität hält sich in für Power Metaller angenehmen Grenzen und die Progger werden in punkto Komplexität nicht zu kurz kommen. Die Mehrheit der Tracks sind Musterbeispiele für kompositorische Stringenz. Es leben die Bergkönige des Metal!

viathyn.com

Frank Bender




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