Vedres Csaba és a Kairosz kvartett "Áldott id? - Blessed Time" (Periferic Records 2006)

Csaba Vedres war einst mit Peter Pejtsik Begründer von After Crying. Das ist lange her, seit über 10 Jahren ist Csaba Vedres nun schon nicht mehr in After Crying aktiv, persönliche und musikalische Differenzen hatten einst zu Trennung geführt. Im Anschluss an seinen Ausstieg bei After Crying gründete Csaba Vedres Townscream, die Band veröffentlichte 1997 "Nagyvárosi Ikonok", war daraufhin noch einige Jahre aktiv, entfernte sich dabei immer mehr von der Rockmusik und wandte sich klassischen Pfaden zu, leider ohne nennenswerte Erfolge feiern zu können. Desillusioniert und ernüchtert löste Csaba Vedres Townscream auf, auch das ist bereits einige Jahre her, und widmet sich seitdem klassischen Projekten.
"Blessed Time" ist nicht die erste CD, die Vedres nach Townscream veröffentlicht. Mit diversen Ensembles hat Vedres CDs eingespielt, mehr noch Konzerte gegeben.
Das Kairosz Quartett besteht aus Gyermán Júlia (vi), Molnár Zsófia (vi), Cs. Nagy Tamás (va) und Sipos Gábor Gerg? (ce). Vedres Csaba (die Ungarn schreiben die Nachnamen zuerst) spielt Piano.
Und obwohl seit After Crying viele Jahre vergangen sind, ist diesem Ensemble ein ähnliches und stark vergleichbares harmonisches Spiel, selbst im Spielansatz, zu bescheinigen. Hier wird nach Townscream einmal mehr deutlich, wie stark Vedres After Crying einst geprägt hat. Abgesehen von der melodischen und harmonischen Vergleichbarkeit, ist instrumental und stilistisch kein Vergleich zu führen, "Blessed Time" ist ein modernes Klassikwerk, das nur wenige Schritte gen Populärmusik unternimmt, hier mal ein bluesiges Motiv spielt, dort beschwingt, aber zart an Rockmusik erinnert und in den beiden Bonustracks am ehesten noch populär klingt.
Erstaunlicher Weise ist - möglicher Weise als versöhnender Ansatz - die Peter Pejtsik Komposition "Stonehenge" (vom After Crying Album "de profundis" - das bereits ohne Csaba Vedres eingespielt wurde!) enthalten. Ein Stück, das diesem stürmisch und kernig arbeitendem Ensemble äußerst gut steht. Hingegen ist die Van der Graaf Generator Coverversion "Siren Song" (hier "Szirén dal") wenig rocktypisch gespielt. Die tiefe Melancholie der Komposition geht in der klassisch instrumentierten Quintett-Besetzung ausgezeichnet auf, ist ein Höhepunkt der (an Höhepunkt allerdings reichen) CD.
In den 10 Kompositionen (und zwei Bonusstücken) geht es nicht darum, dass die Songs vordergründig gefallen. Die in Lautstärkedingen zurückhaltenden, konzentriert und technisch mit exzellenter Brillanz arbeitenden Musiker widmen sich ganz der Harmonik und Dynamik der Songs. Es sitzt, keine Frage, nicht nur jeder Ton an seinem richtigen Fleck, jeder Ton hat seine eigene Schwere und Leichtigkeit, Beschwingtheit und Melancholie, seine rhythmische Abfederung, kraftvollen Ansatz und klangliche Atmosphäre. Und selbst wo das Piano im unsentimentalen Sturm der Achtelnoten perlend voranstürmt, entsteht in keinem Moment Kitsch oder billiger und vordergründiger Eindruck.
Also: die Musiker sind brillant, die Kompositionen hinreißend, die Einspielung exzellent. Dabei geht es nicht, wie in der modernen Klassik zu meinem eigenen persönlichen Genuss häufig, "schräg" und "unanhörbar" zu, sondern zauberhaft melodisch. Ein Manko hat jede Produktion, so auch diese: 58 Minuten sind einfach zu wenig.

perifericrecords.com

VM



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