Robert Jürjendal (g, live-electronics) und Aleksei Saks (tr, corno da caccia = kleines Waldhorn) sind UMA, ein Jazz Ambient Duo, das in Estland zuhause ist. Für "Meeting Unknown" arbeiten sie mit Andi Pupato (perc, beats, programming) zusammen. Als Gäste waren Markus Reuter (touch guitar) im Titeltrack und Iris Oja (voc) im die CD eröffnenden "Thirst for Light" beteiligt. Das erste Hören meint, der Charakter des ganzen Albums "Meeting Unknown" sei eine moderne Variante der Früh-80er ECM-Alben von Rainer Brüninghaus "Freigeweht" und "Continuum" (letzteres Kollaboration von Rainer Brüninghaus, Markus Stockhausen und Fredy Studer): weniger Jazz, gleiche verträumt-sphärische Atmosphäre, zart-expressive Lyrik, verweht ambiente Melodien, die am Horizont kratzende Trompete, diffus-düstere Elektronik, mildes Soundklima, Kuscheleffekt ohne Kitschfaktor, erlesener Kunstklang inspiriert begabter Klangtüftler. Doch weitaus moderner, elektronischer, poppiger, verspielter, mehr dance-like sind etliche Strecken des eleganten Albums. Was Jazz, steckt in Harmonien und Disharmonien, macht den Klang reich und abstrakt, bricht die weich-poppige Schale auf und kriecht in die Gefallsucht des ambienten Charmes. Wer will, darf seine Lieblingsstile erkennen und addieren, da sind gewiss Post Rock, Art Rock, zum Genreaufzählen.
Die Soundexperten sind sehr begabt und haben ein feines Gespür für erlesen hinreißende Klänge. Kaum Vordergründiges wird aufgeführt, die Songs geistern durch ihren tonalen Raum, ziehen durch Fugen und Spalten, wie das gebrochene Echo eines Wasserfalles, dessen letzte ferne Klänge in einem verästelt unterirdischen Labyrinth Verstecken spielen, ohne je zu erlöschen. Es braucht nicht dick "Kunst" genannt zu werden, was hier stattfindet. Lärm und anheimelnder Klang finden andernorts statt. Dieses Duo-Trio spielt gern und ausgefallen, mag sich in rhythmischen und atonalen Lücken austoben, um ihre Spuren harmonisch und lyrisch auszudrücken. Und das ist stets sehr zart und lyrisch - zudem folkloristisch, als spukten in den elektronischen Sounds uralte Volksweisen umher, aus Versehen zum Glück eingefangen und unvermittelt Teil des Reigens.
Aus heutiger Perspektive scheint es leichter, knackige Rocksongs oder historischen Bebop zu erfinden und zu intonieren, als die Sphärik solcherart Sounds zu ergründen, aufzuspüren und einzufangen. Eindrucksvoll bleibt "Meeting Unknown" auch noch, wenn das Album, etliche Male abgespielt, immer noch nicht greifbar ist.
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VM
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