Uganga "Eurochaos Ao Vivo" (Eigenproduktion 2013)


Brasilien erobert Europa im Sturm, aber gänzlich ohne Chaos, denn jegliche Art von Gewalt mit negativem Vorzeichen bleibt im Unterschied zu den Eroberungsfeldzügen der Conquistadores, die zumindest teilweise kirchlich legitimiert und damit im wahrsten Sinne des Wortes "abgesegnet" waren, außen vor. Die vorliegende Live-Aufnahme zeigt, dass es in der Tat verschiedene Varianten von Gewalt gibt, wobei zum Beispiel ein gewaltsamer Sturz eines diktatorischen Systems, mit welchen Ausprägungen auch immer, durchaus positiv bewertet werden kann. Die von Uganga erzeugte Gewalt ist zunächst einmal schwingungstechnisch präsent, denn die Musik der Fünferbande ist ein Mix aus Punk, Hardcore und Thrash Metal, der einem gewaltig um die Ohren knallt. Es ist in den Texten unter anderem vom Kali Yuga, in welchem wir uns momentan befinden und in welchem es von Gewaltakten nur so wimmelt sowie von der Polizei, mit der die wirklich Mächtigen ihr Ordnungs-System "nach innen" mit Gewalt aufrecht zu erhalten trachten, die Rede. Die Stücke sind regelrechte Kotzbrocken, die allesamt sehr kurz gehalten sind und wie Speed-Nähmaschinen ihre Nadeln ins Bewusstsein der Hörer stechen. Die Botschaft der Songs macht unmissverständlich klar, wo der Hase läuft, selbst wenn er ein Hasenfuß ist bzw. noch nicht einmal ahnt, dass er ein Hase ist, auf den eine mehr oder minder subtile Form der Jagd eröffnet wurde. (Die Jäger wiederum ahnen nicht, dass auch sie nur Hasen sind, die irgendwann geschlachtet werden.) Dabei erhalten viele Hasen die Gift-Kugeln, mit denen sie sich unwissentlich selbst umbringen, frei Haus geliefert bzw. bezahlen für diese Kugeln auch noch, nicht nur mit ihrem Leben, sondern auch mit ihrem Vermögen... Manuel Henriques (Stimme), Christian Franco und Thiago Soraggi Gitarren), Ras Phael Franco (Bass) sowie Marco Henriques (Schlagzeug) arbeiten präzise wie ein Uhrwerk und weben ihre Stahlfäden dicht an dicht, um auf diese Weise einen Hallo-Wach-Dampfhammer aufs Publikum herniedersausen zu lassen. Wehe dem, der weiter schläft!

ugangamg.blogspot.de
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Frank Bender



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