Transatlantic "Bridge Across Forever" (InsideOut 2001) TIPP!!!

Das Live-Album letztes Jahr war eindeutig zu früh erschienen. Das erste Album "SMPTe" war gerade veröffentlicht, die Band noch nicht zusammen gewachsen, alles klang etwas angestrengt. Mit "Bridge Across Forever" präsentiert die Supergroup eine homogene Einheit. Die Instrumente und Arrangements greifen selbstbewußt, rasant und sensibel ineinander, die Kompositionen sind stärker bearbeitet, lebendiger gestaltet. Supergroups haben es in der Geschichte der Rockmusik nie so recht geschafft. Doch nun geschieht etwas, was kaum zu glauben ist. Pete Trewavas (b, voc, Marillion), Mike Portnoy (dr, voc, Dream Theater), Roine Stolt (g, voc, key, The Flower Kings) und Neal Morse (key, synth, voc, g, Spocks Beard) haben nicht nur musikalisch miteinander gearbeitet, ihre Liebe zum Progressive Rock, ihr technisches Vermögen als Musiker und Komponisten sowie ihre menschlichen Qualitäten und Ansichten haben sich kennen gelernt. Längst fließen die Arrangements dichter, kompakter. Jeder Musiker brachte sich intensiver ein, hielt sich nicht, wie auf dem Debüt, zurück, um einen Ausstieg zu wagen, falls es nicht klappen sollte. Pete, Mike, Roine und Neal sind eine Band geworden, die gemeinsam an Musik arbeitet und alle Ecken und Kanten mit Witz, Charme und frechen Attacken verziert. Stilistisch hat sich nichts verändert. Transatlantic klingen wie eine moderne Variante von YES "in der guten, alten Zeit". An vielen Stellen, während etlicher Harmonien höre ich heraus, dass sie Progressive Rock eingesogen und in ihrer eigenen Musik verarbeitet haben. Dennoch ist Transatlantic hörbar eine Band aus heutiger Zeit. Das Schlagzeug arbeitet lässig und nicht so komplex wie in den 70ern, die Chöre, Gitarrenlinien, Keyboardmelodien und Bassfiguren haben zwar Kanten und Ecken, aber immer etwas abgerundet, so dass man sich den Kopf nicht stößt. Dort, wo die 70er Progressive Bands Hörgewohnheiten vor den Kopf stießen, sind Transatlantic weicher, ohne diesen Ansatz aufzugeben. Allein die Titellängen bis 26 Minuten sprechen für sich. Eine so schöne Platte heutiger Bands höre ich nicht oft. Sie arrangieren einen Sound, der moderne Phrasierungen aussen vor lässt und sich nur symphonischer Musik mit vielen Rock - Facetten von den Beatles bis zu Styx, allem voran YES widmen. Erstaunlich, dass von den Stammcombos nur die Flower Kings und Spocks Beard durchklingen, Marillion und Dream Theater haben wenig Einfluss auf Transatlantic. Die interessanteste Symphonic Progressive Rock Band heutiger Tage. Jetzt müsste ein Live-Album kommen.

VM



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