Devin Townsend "presents ZILTOID, The Omniscient" (InsideOut Music, VÖ: 18.05.2007)

Im ersten Moment scheint es, als wandle Devin Townsend auf den Spuren der französischen Avantgardisten Magma. Doch mit jeder Minute zeigt sich, dass "Ziltoid" unvergleichbar ist und einen schrägen, spaßigen, eklektischen und abgedrehten Stilmix präsentiert, wie er wohl nur aus der Feder Devin Townsends kommen kann. Willkommen in der Welt Devin Townsends, in seiner verrückten Rockoper "Ziltoid, the Omniscient".
Während der extravagante Gitarrist sich ansonsten entweder mit Strapping Young Lad oder der Devin Townsend Band umgibt, ist "Ziltoid" eine reine Soloarbeit. Er spielte jedes einzelne Instrument und jeden einzelnen Ton ein und ließ sich von Fredrik Thordendal (Meshuggah) die so genannte Software "Drumkit From Hell" zusenden, um diesen Part nicht unterversorgt zu wissen - und tatsächlich ist die Programmierung zu hören, ohne aber negativ aufzufallen. Zwar sind einige der Highspeed-Passagen etwas synthetisch und ist der Maschinentrommler schlicht zu unerschütterlich und sekundengenau mit der immerwährend gleichen Schlagdynamik am Werke, aber so bekommt "Ziltoid" eine feste Komponente, was in diesem schier kriegerischen Ausnahmezustand sonst nicht der Fall ist.
Manche laute Passage kommt wie ein entfesselter Sturm daher, nagt mit zerstörerischer Heftigkeit an den Nerven, bis nur noch eine verwaschene Melodie entkräftet im Off durch den Raum schwebt, Devin plötzlich seine melodische Stimme wieder gefunden hat, die vordem in seinem typischen druckvollen Sprech-Schreigesang versunken war. Aus der Stille der harmonisch-melancholischen Note, die wie ein Sonnenschein die Ruhe im Sturm erhellte, zunehmend einer forschen Note die Basis gibt und hymnische Heavyness in den Raum brechen lässt, wird eine Heldensage, die jedoch weder zum Posergehabe verkommt, wie das im Metal oftmals passiert, noch im Schönglanz mit starken Gäulen dahinjagt. Ein abgerissenes Stück, das den Gesichtsaudruck des Ziltoid auf dem Cover prägte, der etwas doof guckt, aber unter dem Umhang die wahren Kräfte versteckt. "Hyperdrive" könnte glatt als Popmetal durchgehen, Townsends melodische Stimme durchzieht episch den Song, doch schon im Anschluss liefern sich zickige Bombastkeyboards Schlachten mit der hektischen Rhythmuscrew und seltsam aufgesetztem Gesang.
Erstaunlich viel Raum nimmt die Keyboardarbeit ein, die der zumeist scharf sägenden Gitarre viel Dickicht bietet, sich darin zu verfangen. Die oftmals nervöse Stimmung baut sich aus Metal, Symphonic Rock und einer schrägen Idee von Gothic. Die Brutalität der wilden Musik ist vielschichtig und findet erst mit mehrfachem Hören ihre ganze Ausstrahlung.
Zwischen den Stücken wird die Story der Rockoper (deren Text mir nicht vorliegt) weitererzählt, mal von schräg verzerrtem Mönchsgesang, Speedmetal oder verwirrenden, orgiastisch gespielten Keyboards aufgefangen und weiter getragen.
Typischer Weise macht Devin Townsend keine Gefangenen und rast eloquent durch sein Werk, wobei es nicht leicht ist, stets aufmerksam zuzuhören. Ziltoids Rockoper ist dermaßen eklektisch, dabei oftmals hektisch und nervös vorantreibend, dass es schwer ist und konzentrierte Aufmerksamkeit erfordert, den mit bedeutungsschwangeren Keyboards voll gehängten Stücken dauerhaft zu folgen. Sobald jedoch der letzte Ton, scheinbar mitten in der Story, ausgeklungen ist, richtet sich vor dem inneren Auge ein großes Fragezeichen auf und das letzte Stück, dann das davor und schließlich die ganze CD wollen noch einmal gehört werden.
Mit jedem Durchlauf gewinnt das anstrengende, schräge und wilde Werk - und einmal mehr bleibt die Frage, woher er es nur nimmt, wie er es anfängt und das dieses Mal zudem ohne weitere Hilfe, ganz allein. Da muss der Kopf voll sein!

hevydevy.com
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VM



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