Toto "XIV" (Frontiers Music 2015)


Diese CD erhielt ich als Geschenk von einem Freund, der sich unter anderem durch ein beeindruckendes Musik- und Weltverständnis auszeichnet und ein echter Toto-Fan-Boy ist, verbunden mit der Bitte über das Album zu schreiben, da ich nur Tonträger rezensiere, die ich in physischer Form erhalte. Ich komme seiner Bitte gerne nach, da ich die Entwicklung von Toto seit dem Jahr 1982 mit großem Interesse verfolge, denn keine andere Band im Rockbereich besteht aus einer solchen Ansammlung von Koryphäen, sowohl im Bereich Komposition/Arrangement als auch hinsichtlich der Instrumentenbeherrrschung. (An dieser Stelle sei nur an die leider viel zu früh verstorbenen Porcaro-Brüder erinnert, die für Myriaden von Musikern Vorbildstatus besitzen; Jeff and Mike, wherever you may be - you live on in our hearts.) Gleich das erste Stück "Running Out of Time" ist ein echter Wonneproppen; so muss gut gemachte und gut gespielte Rockmusik klingen! "Orphan" erinnert sogar ein wenig an The Police und "Chinatown" könnte auch aus den Bandannalen stammen; hier shuffelt das Schlagzeug, dass es eine wahre Freude ist, super. Keith Carlock, der neue Trommler - ein gelernter Jazzer - kommt dem guten Jeff groovetechnisch so nahe, wie dies ein Simon Phillips nicht vermochte, aber vermutlich auch nicht beabsichtigt hatte; wer Keith bisher noch nicht auf dem Schirm hatte - bitte nachsitzen. (Zwei Stunden Steely Dan unter Aufsicht des gelernten Lehrers Gordon Matthew Thomas Sumner!!!). Rocker wechseln mit Balladen, die trotz Breitwandgegeige alles andere als streichkäsig rüberkommen; echte Emotionen sind niemlas kitschig, basta. Was mich außerdem sehr anspricht, sind die positiven und/oder nachdenklichen Texte - kein Sex, Drugs & Rock 'n' Roll-Gebrabbel oder ähnlicher Schmonzes, sondern Botschaften, die von einer geistigen Reife zeugen, die interessanterweise immer häufiger besonders unter jungen Musikern anzutreffen ist; dies ist kein Zufall... Mr. Stringer, der Intimus von Miss Marple, ergänzt noch einen wichtigen Punkt zur Aufklärung der aktuellen Besetzung von Toto: "Steve Lukather muss als Band-Konstante unbedingt Erwähnung finden; außer ihm gibt es keinen Gitarristen im Rock-Genre, der mit so viel Gefühl Gitarre spielt und geradezu mit seinem Instrument verwachsen scheint." "Doch Schon." "Wen denn?" "Na Neal!" Resümierend lässt sich feststellen, dass "XIV" kein Album ist, das aus kommerziellen Gründen entstand wie so viele andere Alterswerke, sondern die Musiker wollten noch einmal zeigen, wo der AOR-Hammer hängt und sie haben es noch immer bärenmäßig drauf. Blues, West Coast Sound, Soul, Rock, Funk und was sonst noch alles - es knallt einfach an allen Ecken und Kanten, die diese Kompositionen haben. Also nix mit Glättegefahr während des Hörens; das Streusalz kann in der Suppe bleiben, welche die Berufsnörgler, die oftmals nicht einmal Nasenflöte spielen können, mit scherzverzerrter Miene auszulöffeln haben.

totoofficial.com
Frank Bender



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