Tony Tears "Follow The Signs Of The Times" (Minotauro Records 2015)


Unheilschwangere Klänge leiten diese CD ein; könnte Filmmusik eines Horror-Thrillers sein. Das erste Stück beginnt ziemlich schnell - es handelt sich immerhin um eine Doom Band - und der Sänger erinnert mich stark an Mario Prünster von der fantastischen Band Mayfair, eingebettet in eine King Diamond-Klanglandschaft. Die restlichen Stücke sind vom Tempo her teils deutlich langsamer - bisweilen sogar sphärisch - und daher typisch doomamente. Das Trio legt gleichsam als Metal-Version von Devil Doll einen tonalen Cocktail vor, der es in sich hat; nicht unbedingt sehr "progressiv", aber horribile. Hier wird Atmosphäre groß geschrieben; die Melodielinien erzeugen den Eindruck von Gebäuden, die der Feder von M.C. Escher unter Absinth-Einfluss entstammen könnten und man weiß nicht, ob sich der Hörer durch diese Gebäude bewegt oder die Gebäude sich ihren Weg durch den Hörer bahnen. Stimmungen wechseln schneller als die meisten Menschen die Straßenseite, das Tempo wird gelegentlich ebenfalls variiert. Leider hat dieses Album nur eine Spielzeit von 45 Minuten; sie vergehen einerseits wie im Flug und andererseits erscheint die Dreiviertelstunde bei intensivem Hören wie eine Ewigkeit. Melancholie umfängt den Rezipienten - wer zu melancholischen Stimmungen neigt, kann in diesen Klängen regelrecht baden. Solche Stücke können eben nur Italiener komponieren, basta! Die Texte passen zum Genre, sind aber nicht mein Ding. Viel zu negativ - ist eben Ansichtssache, worüber man sich Gedanken macht. Hauptsache, man macht sich überhaupt welche.

facebook.com/TonyTears
Frank Bender



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