Tim Garland "Return to the Fire" (Edition Records 16.10.2015)


"Return to the Fire" ist das achte Soloalbum des umtriebigen Saxophonisten und Jazzkomponisten Tim Garland. Er spielte in Bill Bruford's Earthworks, mit seinem eigenen Tim Garland's Dean Street Underground Orchestra, war Mitglied in Earthworks Underground Orchestra, Lammas und Acoustic Triangle und arbeitet mit Chick Corea & Origin, geht noch in diesem Monat auf Europatournee.
Komplett in britischer Besetzung eingespielt, kann fast von zwei Ensembles gesprochen werden, die das 40:47 Minuten lange und 6 Tracks umfassende Album zu dem machten, was es nun auf LP gibt. Tim Garland (ts, ss, b-cl), Gerard Presencer (tr, fl-h, tracks 1,3,4,5) , Jason Rebello (p, fender Rhodes), Jeremy Stacey (dr, tracks 1,3,4,5,6) , Mick Hutton (double bass, tracks 1,4,5) , Tom Farmer (double bass, tracks 2,3) , Laurence Cottle (e-bass, track 6) , James Maddren (dr, tracks 2,6) und Ant Law (g, track 6) spielen smoothen Saxophon-Jazz mit abstrakter, technisch kühler Note und intensiver Solo-Arbeit. Karge Post-Bop-Perlen mit dezenten fusionesken Inlays zerfließen in exzellenter Einspielung. Ein jeder Beteiligter kniet sich tief ein. So leise diese Balladen sind, so kräftig entfalten sie sich. Tim Garland schrieb die Songs, während er auf Tournee mit Chick Corea war. Auf Bahnhöfen, Flughäfen, in Hotelräumen und an verschiedenen Stopps, wo Wartezeit kreativ genutzt werden konnte. Zwei Stücke sind Fremdkompositionen. "Search For Peace" (McCoy Tyner), "Lament" (JJ Johnson).
Die Balladen haben das Zeug, in Jazz-Bars gespielt zu werden. Wenn einige Soli und temperamentvolle Bandinterplays auch recht furios werden können.
Nach 5 lasziven Perlen, die überwiegend sanft und schöngeistig anzuhören sind, und nur wenige Fusion-Parts transportieren (Unisono-Läufe, furioses Spiel in rein akustischer Besetzung), folgt plötzlich mit dem letzten und kürzesten Track "All Our Summers" ein Funk-lastiger Fusion-Track. Grandiose Fender Rhodes, flüssiges Arrangement, knackiges Saxophonsolo. Klingt ganz, als sei diese Reminiszenz an die 1970er, als dieser Sound überall zu hören und en vogue war, ein heimliches Liebeskind des Saxophonisten. Von Jazzrock kann nicht gesprochen werden, zwar orientiert sich der Song zum Rock, bleibt aber in Arrangement, Besetzung, Soli und Improvisation eindeutig Jazz. Sehr kurzweilig.
Für Augen, Finger und Ohren ein prächtiges Produkt, dass Jazzfans der sanften Spielart (mit dezentem Fusion-Link) gut gefallen kann.

editionrecords.com
VM



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