Thors Hammer "same"

1971 sah die LP einer Kopenhagener Band namens Thors Hammer das Licht der Welt. Michael Bruun (g, p), Simon Koppel (dr), Jesper Neehammer (saxes), Henrik Bodtcher (b), Henrik Langkilde (org, p) und Peter Nielsen (voc) hatten gerade einmal 5 Songs auf der Langrille, aber was für welche!
Gleich der Opener "Mexiko" ist eine fabelhafte Komposition mit einer begnadeten Gesangslinie. Ein wirklich markanter Song, der als bunter Hund bekannt wurde. Mittendrin ein langes Gitarrensolo und schöne Unisono-Läufe zwischen Gitarre und Saxophon.
"Not Worth Saying" ist ein harter Jazzrock, der in über 13 Minuten viel Raum für solistisch-improvisative Variationen lässt. Auch hier gibt es wieder ein sehr markantes Motiv, von dem die Improvisationen ausgehen. Der Gesang ist schon mal unsauber gesungen, vor allem in emotionalen Höhepunkten, wenn Peter Nielsen die Stimmlage zu hoch wird. Das lange, traumhafte Gitarrensolo, das den Song sprengt und radikal ausflippt, rasante Saxophonpassagen sowie ein kurzes Schlagzeugsolo füllen die Länge des Songs mitreißend aus. Die zweite LP-Seite beginnt mit "Blind Gypsy Woman" - wieder so ein sehr gut komponierter Song. Die Jungs waren nicht nur gute Instrumentalisten, sondern hatten es vor allem drauf, knackige und markante Songs zu komponieren (die auch heute noch in Pop/Metal/Jazz funktionieren würden, natürlich anders gespielt und arrangiert). Das obligate Gitarrensolo darf nicht fehlen, hat aber keine Ähnlichkeit zu den vorherigen Soli.
Michael Bruun (der auch komponierte) hatte genügend Phantasie, in jedem Song thematisch andere Soli zu spielen. "Believe in what you want" ist ein weiterer Hammer. Wieder ist gerade der Gesang ausgezeichnet gelungen, die komponierte Gesangslinie wie die Interpretation. Der knackharte Rocker macht keine Gefangenen und jagt ultraschnell voran, was für ein tolles Teil! Das zumeist wenig aktive Keyboard, eher im Hintergrund für harmonische Arrangements zuständig, darf ein wenig mehr in den Vordergrund, wenn Gitarre und Saxophon unverändert auch den solistischen Rahmen für sich beanspruchen, wieder machen sie ihre Sache sehr gut. Das kurze "Evasive Dreams Beyond" schließt das Album ab. Vom Keyboarder Henrik Langkilde komponiert, ist es etwas lyrischer, aber nicht weniger forsch und kraftvoll als die vorherigen Songs. Hier darf endlich das Piano solieren.
Doch schnell wird klar, warum Gitarre und Saxophon, die hier nicht viel zu sagen haben, das Piano sonst nicht nach vorn lassen - der Mann kann vielleicht Gruppenklang harmonisieren und komponieren, improvisieren und solieren kann er aber kein Stück. Nach 3 Minuten ist das instrumentale Piano-Trostpflaster am Ende und damit auch die 37 Minuten der LP. Garden Of Delights plant die CD-Veröffentlichung der LP, die 1998 bereits als mageres Bootleg von Walhalla auf den dürstenden Markt geschmissen wurde. Garden Of Delights wird die CDs wie gewohnt ausführlich präsentieren, mit umfassender Bandstory und Photos. Kann ich kaum erwarten.

Seit September 2004 angekündigt, ist es nun im Juni 2005 wahr geworden. Die im Jahr 1971 veröffentlichte LP der dänischen Band Thors Hammer ist, nachdem es bereits vier (!) CD Bootlegs der Platte gibt, endlich als offizielles Release erhältlich. Garden Of Delights hat damit eine Grenze überschritten. Kamen die CD Produktionen des Labels bisher aus Deutschland, beziehungsweise dem deutschsprachigen Raum, legen GoD mit Thors Hammer eine CD auf, die aus dem Labelprogramm herausragt. Die Platte hat dementsprechend auch keine laufende GoD Labelnummer erhalten, sondern wird als THCD 001 (Thors Hammer CD) verkauft. Bonustracks sind nicht enthalten, dafür ist der Sound, wie immer bei GoD, feinstens restauriert, und damit sehr kraftvoll und lebendig. Absolute Empfehlung für den Progressive Jazzrock Klassiker als offizielles CD Release!
VM



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