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The Worm Ouroboros "Of Things That Never Were" (AltrOck Productions 2013)


Sergey Gvozdyukevich (keys, acc-g, b, fl, voice), Vladimir Sobolevsky (g), Alexey Zapolsky (b), Eugene Zarkhin (dr) und Vitaly Appow (reeds) sind Ästheten. Gewiss nicht nur. Aber vor allem. Sie haben die edelsten Facetten dessen, was Progressive Rock ausmacht, extrahiert und in eigenen Songs etabliert. Vermutlich gehen viele Bands so vor, die sich in einem Stil entwickeln, der von zahlreichen Werken vorbelegt ist. Im heutigen Progressive Rock sind das unzählige Bands, etwa Big Big Train, Spock's Beard, Yugen, viele mehr. Die wenigsten Bands entwickeln einen eigenen Sound, wie etwa Orphaned Land, The White Kites oder Spaltklang.
Diese legten sich den schicken Namen The Worm Ouroboros zu, hinter dem sich wie hinter jedem Bandnamen alle guten und schlechten Inhalte verbergen lassen (etwa unaussprechliche russische Nachnamen). Es geht darum, Erfolg vorzubauen und konkret darauf zu zielen, was das Publikum will. Und dieser Fünfer gehört selbst zum Publikum, stöbert in Plattenläden und ist genauso hungrig auf Platten anderer (großer) Künstler, wie auf den eigenen Erfolg.
Was diese Jungs von anderen unterscheidet, ist, dass sie komponieren können. Zwar klingen alle Songs auf dem lustig kontrabetitelten "Of Things That Never Were" nach stilistischen Vorbildern, vor allem war das die Canterbury Szene, Magma und Zeuhl-Umfeld, Folk Prog im Geiste von Gryphon, kleine, (fast schon übliche) Pink Floyd-Muster und die einzigartige Instrumentalästhetik Gentle Giants (nicht konkret zu hören) betrifft, daneben symphonische Muster alter und aktueller Schule (nicht gerade Genesis, aber The Flower Kings), weiteres wie Jazz-Intermezzi oder Blues-Synthie-Soli. Da verbindet sich leichtgängig Simples mit anspruchsvoll Witzigkomplexem auf angenehme und unterhaltsame Weise.
The Worm Ouroboros gehen dabei nie besonders hektisch, hart oder schräg vor. Aller schöngeistige Klang hat schwebende Lyrik und helles Licht. Das betrifft vor allem die ausgeprägt vielen und langen akustischen Passagen, die schön anspruchsvoll und instrumental vielseitig präsent sind, wie ebenso die eher rockenden Songs, die zwar dezent schräg ansetzen, aber stets soviel Verstand haben, nicht nur Extremfutter für Extremhörer, sondern inhaltsreiches Kulturgut für breitere Progkreise zu sein. Als wäre die beste, kulturgezüchtete Prog-DNA in The Worm Ouroboros fruchtbar aufgegangen.
Die Band versteht es außerordentlich gut, überzeugend anspruchsvolle Songs zu schreiben, die nicht wehtun. Etwa wie Big Big Train. Einen Zacken schärfer vielleicht. Oder wie die Zeuhl-Erben Setna, die in der stilistischen Qualität Magma nahe sind, nicht in der Intention. Vielleicht ist das die Zukunft dessen, was besonders erlesenen Progressive Rock ausmachen kann. Extrem und brutal sind ausgemerzt, es lebe höfische Exquisität.
Und doch, in den 55:00 Minuten fehlt mir persönlich nichts. Die Songs überzeugen mich, das Cover sieht schick aus. Nirgends Kitsch oder peinliche Ausrutscher, viel, sehr viel instrumentale Vitalität. Will mehr davon. King Crimsons laute "Red"-Rücksichtslosigkeit findet leider woanders statt. (Hoffentlich auch in Zukunft.) Wenn King Crimson auch hier berücksichtigt wurde - - -
Lustige Prononcierung!

altrock.it
VM



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