The Swiss Youth Jazz Orchestra "Future Steps - Live at Jazzaar Festival 2014, Aarau, Switzerland" (Shanti Records, 24.08.2014)


Nicht erst mit den zahlreichen - und wohlbekannten (Randy Brecker, Michael Manieri, Alphonso Johnson, etc.) Gästen - war das Swiss Youth Jazz Orchestra in Big Band großer Besetzung angetreten, am 12. April 2014 das Konzert zu geben, das nun in so großem Sound auf CD zu hören ist. Unter Leitung Fritz K Renolds, der bis auf eine Kollektivkomposition, an der die Gäste beteiligt waren, sämtliche Stücke selbst schrieb und unter Mitwirkung weiterer langjährige Jazz-Arbeiter arrangierte und orchestrierte, legte das Jugendjazzorchester eine grandiose Leistung hin.
Die Kompositionen und Arrangements sind am klassischen Big Band Sound mit Swing Basis orientiert, geben den verschiedenen Solisten - nicht nur den bekannten Gästen - ausgiebigen Raum für Soli (Bläser, Gitarre, Vibraphon, Piano, Schlagzeug) und zielen auf das große Mainstream-Publikum ab. Einflüsse aus Jazzpop, Fusion und Rockpop sind in einigen Stücken ausgeprägt, ohne indes den leitenden Stil zu behindern. Gerade die Pop- und Fusion-Einflüsse sind es, die dem Big Band Sound Energie rauben und in gemächliche Fahrwasser treiben, in denen zwar ansprechende Soli zu hören sind, der insgesamte Charakter so eines Stückes indes eher fad und lau zu erfahren ist.
Angenehmer Weise sind diese Spielarten wenig ausgeprägt, so dass immer wieder feuriger Big Band Sound die Oberhand gewinnt, und in den meisten der 9 fast in jedem Fall überlangen Tracks (71:27 Minuten CD-Spielzeit) erstklassige Bläser-Unisonoläufe, rasante Soli und forsches Orchester-Interplay hervorbringt. Die balladesken Stücke orientieren sich an einfachen Strukturen, während die kraftvollen, lebhaften Kompositionen weitaus mehr Energie vom Orchester fordern - und somit dem Einzelnen am meisten Energie zurückgeben. Ich glaube nicht, dass die Stücke eher schlicht gehalten werden, weil hier die Jugend musiziert, die noch nicht über vielfache Erfahrung verfügt (in diesem Fall schon!). Zum einen ist die technisch handwerkliche Einspielung großartig, zum anderen spricht die Mitarbeit der weltbekannten Jazzmusiker dafür, dass hier nicht vordergründig auf schlichte Spielweise und Eingängigkeit geachtet wurde. Dennoch: manche Songstruktur, überwiegend balladesker Stücke, sind leichter gehalten. Vielleicht dies als Vergleich: würde Frank Zappa mit diesen Kompositionen beauftragt sein, dies einem Jugendorchester auf den Leib zu brennen - der Unterschied wäre Mond zu Sonne.
Kein schlechtes, eher ein mutloses Werk, gedacht für Freunde seichter Klänge.

shanti-music.com
VM




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