Theory Of Elements "Faces" (Eigenproduktion 2007)

Theory Of Elements aus dem fränkischen Nürnberg stehen für melodischen Prog Metal abseits gängiger Klischees. Die 8 Songs ihrer CD "Faces" zeigen ein breites Inspirationsspektrum, das von Progressive Rock über Hardrock bis Prog Metal reicht und übliche Spielarten nicht einfach übernimmt, sondern einen eigenen Weg findet, sich mit den Mitteln ihrer stilistischen Inspiration auszudrücken. Michael Zerrath (dr, back-voc), Martin Koralewski (key), Mat Weber (b, back-voc) und Enzo Ferrara (g, voc) sind damit authentischer als manche Dream Theater - Nachfolger, die sich ihrer Vorgabe zu sehr fügen.
Die Songs haben ausdrucksstarke Kompositionen und sind interessant aufgebaut. Keyboarder Martin Koralewski zeigt ein Faible für witzige, überraschende Sounds, so etwa in "Seen Before", das zu Beginn gar cool klingt. Seine Soli sind eher melancholisch, selten lebhaft, sein Spiel weit mehr als nur Klangtapete. Seine dramatischen und harmonischen Motive sind ein starker Motor der Songs.
Enzo Ferrara hat eine kraftvolle Stimme, sehr gut zur vitalen, harten Musik passend. Seine englische Prononcierung hat keinen starken deutschen Touch, er singt locker und kraftvoll. Beeindruckend seine Gitarrensoli, die ein gutes, phantasievolles Gespür für die Variation der Songthemen zeigen. Die Rhythmuscrew ist nicht unbedingt technisch, aber sehr versiert am Werk, komplexe Rhythmusstrukturen locker und heavy zu spielen. Kurz, die Band hat es drauf.
Die Texte (im Booklet nachzulesen) reflektieren Gefühle und Erfahrungen, einzig "Starschild", dessen Refrain mir ob seiner Eingängigkeit schnell über ist, hat einen etwas nebulösen Hang zur Fantasy.
Besonders gelungen finde ich das epische Instrumental "Shifting Stars". Die knapp 6 Minuten sind rasant, eingängig und komplex, haben gute Soli und ein flottes Ende. Toll gemacht! Theory Of Elements Songs sind nicht überaus hart oder unnahbar komplex. Die Tracks haben eine eingängige, melodische Struktur, ohne zu leicht oder mainstreamig zu klingen. Knifflig komplexe Instrumentalparts hat die Band auch drauf, wenig jedoch im Vergleich zu anderen Progmetal-Bands. Nicht die fricklige Technik-Schiene ist das Gleisbett der Band, sondern die epische, melodische Weite auf komplexer harmonischer Struktur.
"Faces" hat einige Parallelen zum Hardrock, so spielt der Gitarrist nicht unentwegt Riffs, sondern melodische Läufe. Das hebt Theory Of Elements einmal mehr vom Progmetal ab. Das kurze "Starchild", an sich ein gutes Stück, hat nach meinem Empfinden einen viel zu stark betonten Refrain, das macht den Song zum potentiellen Hit, der nach seinem Leuchten verglüht und später nicht mehr gehört werden kann, ohne die Ohren zu verbrennen. Das ist jedoch die Ausnahme. Die Gesangslinien der Songs sind nicht zu schlicht und haben nachvollziehbare Auflösungen und Läufe.
Tolles Album, und keines, das als Gleiches unter Gleichen zu Tausenden von Progmetal-Soldaten im großen Heer steht, sondern Eigenart pflegt.

theoryofelements.com

VM




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