The Narcotic Daffodils "The Narcotic Daffodils" (Fakto Records 2011)

The Narcotic Daffodils sind in Europas Hauptstadt Brüssel zu Hause. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum hat sieben Stücke drauf, die sich stilistisch zwischen Psychedelic Rock, Blues, jazzigem Funk und Hardrock abspielen und in einigen ihrer kürzeren Stücke einen ganz kleinen, süßen, hinreißend schönen Hang zum Beat zeigen, wie er lange nicht so aufreizend und selbstverständlich zu hören war. Nix Punk, nix Alternative, nix Normalrock, nix aktuell, nix Allerweltssound, sondern tiefgehender, überraschend gut komponierter, frischer und eleganter Psychedelic Rock, der gut erdacht, komponiert, arrangiert und gespielt ist, ungemein Lebendigkeit hat, mitreißt und kurzweilig zum Anbeißen ist!
Irène Csordas (voc), Hakim Rahmouni (g), Merlin Fourmois (dr), Simon Rigot (Hammond, Sitar) und Philippe "Flup`K" De Clercq (b) sind indes längst nicht unbekannt, spielen auf Festivals und außerhalb Belgiens, ihr CD-Statement begründet das locker. Nicht alle ihre Songs sind große Leuchten, etwa das etwas holperige "Heels", aber wie die Band so leichthändig und mit offenen Sinnen das Stück spielt und ihm damit Charme und Esprit gibt, macht die Chose längst wett. Nach dem 9-minütigen Opener "Back From Calcutta…With Mister Jacky", der mit Sitarklängen beginnt und dann mit sensiblem, druckvollen Groove locker und knackig abgeht, folgt der süßeste Track der Platte, dem die Lady am Mikrophon die beste Note gibt (tatsächlich singt Irène alle Songs sehr gut, mit zarter, aber kräftiger Stimme). "Riding The Drag" ist eine weitere fabelhafte Nummer, sehr kurzweilig und erfrischend locker, auf scharfkantigem Rhythmus, der wohl stilübergreifend alle Popmusikhörer einnehmen kann - welcher Song kann das schon. Absolut grandios!
Zuletzt wird "The Crazy Dwarf" auf 13 Minuten aufgeblättert, keine davon zuviel. Nach dem schön verspielten langen Intro entwickelt sich das markante psychedelische Motiv ausgedehnt von Gitarre und Sitar. Der komplexe Groove-Rhythmus kantet die melodische Abteilung gut ab und gibt dem Song ausgiebig Charakter und Energie. Der geradezu fröhlich wirkende Gesangspart, im Chor gesungen, überrascht auf der dezent dunklen Komposition, wirkt fast wie Karikatur und führt den Song in instrumental melancholische Tiefen, die emotional sehr satt und angenehm ausgebaut sind, schön, da unten den Hörsinn baumeln zu lassen. Wie der Gitarrist seine schrägen Partien entwickelt und peu á peu die Energie der Komposition anreizt, hat großen Charakter. Stilistisch sind The Narcotic Daffodils mit den Schweizern Ginger verwandt, zudem gibt es gewisse Nähe zur alten Szene, die 1967 bis 1971 ihre beste Zeit hatte. The Narcotic Daffodils, ganz und gar retro, erneuern da etwas, das längst wieder geweckt werden will, ohne im heutigen Zeitgeist als Dancefloor zu wimmern. Diese machen es nicht nur richtig. Sondern richtig gut.

thenarcoticdaffodils.be
VM




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