The 14 Jazz Orchestra "Nothing Hard Is Ever Easy" (Eigenproduktion 01.01.2016)


The 14 Jazz Orchestra - damit sind alle Bandmitglieder im Orchesternamen enthalten. Und "Nothing Hard Is Ever Easy" - klingt aber so! Zwar ist das Cover aus einer anderen Ästhetik-Dimension, doch was das Bigband-Orchester hier abliefert, ist ein ungemein saftiger, lyrischer, wild energischer und partiell rasant harter Big Band Jazz mit enormer Wucht, Kraft und großartiger klangtechnischer Präsenz, der klingt, als sei es ein Leichtes gewesen, genau diesen furiosen Ton zu treffen.
9 Blechbläser stehen der vierköpfigen Rhythmuscrew entgegen. Dan Bonsanti ist Kopf des Unternehmens. Der Dirigent hat die Arrangements geschrieben. Die Kompositionen sind Jazzklassiker, Gospel, Jazzrock- und Rocksongs sowie bekannte Jazztracks aus den Federn von Billy Strathorn, Wayne Shorter, Jaco Pastorius, Joe Henderson, Charlie Parker, Don Grolnick, Percy Mayfield, Thomas A. Dorsey, Paul McCartney, Chick Corea und Joe Scofield.
Und nicht nur die Songs und Komponisten weisen darauf hin, dass hier diverse Einflüsse, verschiedene Handschriften, Zeiten und Ausdrucksweisen aufeinandertreffen. Hier wird gerockt! So ist etwa das mit 4:44 Minuten extrem kurze "Palladium" von Wayne Shorter ein extrem cooler Funk-Bigband-Rockjazz mit deftig komplexer, hart rockender Rhythmuscrew, die darauf hinweist, dass der Chef des Unternehmens nicht nur mit allen Jazz-Wassern gewaschen, sondern auch tief in die Rockmusik eingetaucht ist, vor allem in Progressive Rock und Jazz-Fusion.
Ungemein tief ausgependelte Jazzballaden (etwa "John and Mary" aus Pastorius' Feder, natürlich mit Basssolo), knackfrische ‚Rocker', mitreißend lebhafte und herzhaft anregende Nummern sind zu hören, fette Bläsersätze wie sie Chick Corea auf "Musicmagic" und dem 4-LP-Werk "Complete Live" mit Return To Forever zelebrierte, grandiose Unisono-Passagen, die Gänsehaut machen - dramatisch kraftvolle Bassfiguren, exzentrisch verrückte Sololäufe, bisweilen fast banale Lyrismen, die als Interplays zwischen die kraftvollen Sätze geschüttet wurden - hier passiert so viel und so ungemein schön komplex und ‚kompositorisch' angelegt, dass der geneigte Hörer fasziniert und gut unterhalten beste Lebenszeit verbringen kann.
Mir persönlich sagen die ursprünglichen Rocksongs ("Hit The Road Jack", "With A Little Help From My Friends") und die etwas zu selige Gospelballade "Take My Hand Prescious Lord" am wenigsten zu - hier ist der Schwung etwas zu übervoll, da sind leichte Kitschtendenzen. Aber - dezent. Alles ist auf sehr hohem Niveau, auch diese drei eher seichten Tracks.
Angenehmer Weise sind die besten Tracks schön ausgedehnt zu hören. Nicht allein Soli machen den instrumentalen Raum reich und farbig, da sind kompositorische Akzente, die das ganze Ensemble zum Beben bringt. Die 11 Songs machen 76:09 Minuten voll und das einzige wirkliche "Schade", das mir im Magen grummelt, ist die kurze Spielzeit von "Palladium", der Song ist ein Hit und will wieder und wieder in die Ohren.
Da kann ich nur empfehlen, was Chick Corea live machte (und macht): extending playing on stage. Anschließend Livealbum.
Was für ein schönes Big Band Werk!

14jazzorchestra.com
VM



Zurück