TDW „Music To Stand Around And Feel Awkward To“ (Layered Reality Productions 2014)


Nicht zu fassen, dass es sich hier um eine Solo-Produktion - Achtung, kein Konzeptalbum - handelt, an der allerdings viele Gastmusiker beteiligt waren. Tom de Wit (Solo- und Chorgesang, Gitarre, Bass, Synthesizer, Orchester- und Schlagzeug-Programmierung) ist der Spiritus rector, lässt aber Gästen wie Laura ten Voorde (Chorgesang, Grunzlaute und Geige), Rosita Reitsma (Solo- und Chor-Gesang), Elvya Dulcimer (wenn das mal kein Künstlername ist; Dulcimer), Hanna van Gorcum (Geige), Sander Stegeman (Chorgesang, Grunzlaute, Gitarre), Lennert Kemper (Gitarre), Michiel van der Werff (Gitarre), Norbert Veenbrink (Gitarre), Tristan Visser (Gitarre), Frank Schiphorst (Gitarre), Ben van Gastel (Gitarre), Maarten Gunsing (Stimme in diversen Ausprägungen) und Joop de Rooij (Synthesizer). Dieser Tonträger scheint einer Liaison zwischen Timothy Pure und Dream Theater entsprungen, hat aber mehr Energie als erstere und mehr Gespür für zündende Melodien als letztere Band. Daneben besitzen einige Kompositionen das lyrisch-erzählerische Moment von Alan Parsons Project, die symphonische Breitseite des Fugato Orchestra und aufgrund der Dulcimer-Einsätze den folkigen Charme von Flairck. Bitte bitte, liebe Prog-Musiker da draußen, verwendet vermehrt solche atypischen Instrumente mit „exotischen“ Klangfarben, das ist hammergeil! Wenn Ihr wissen wollt, wie man superbe Songs schreibt, hört Euch „Music To Stand Around And Feel Awkward To“ jeden Tag mehrmals aufmerksam an; irgendwann wird der Groschen vielleicht fallen. Besonders interessant und überaus gut gelungen sind die stetig variierenden Tempi und Härtegrade, die abwechslungsreichen Arrangements (Von Pop-Ballade bis Death Metal-Brecher - willkommen in der Anti-Langeweile-Liga.) und die mehrstimmigen Gesangspassagen. Tom bedient sich einiger Zitate aus der klassischen Orchestermusik, baut diese aber so geschickt in seine Stücke ein, dass sie wie ein Glove fitten und nicht immer gleich zu erkennen sind; es bietet sich hier also eine hervorragende Möglichkeit zum fröhlichen Komponistenraten für Fortgeschrittene. Dieser Kerl ist ein echter Tausendsassa (österreichisch: Wunderwuzzi) und jede große Band im Rockgeschäft müsste ein derartiges Ausnahmetalent mit Handkuss aufnehmen. Allein seine sängerischen Qualitäten würden manchen Prog-Konferen aus der ersten Liga zur Ehre gereichen. Ich kann nur sagen, Tom, das hast Du absolut klasse gemacht, meine Verehrung! Am besten, Du bringst zukünftig mindestens ein solches Album pro Jahr raus, denn echte Musik-Freaks brauchen ständig neues Futter und noch was: Ich möchte dieses Projekt baldmöglichst live erleben. Wer Tom und seine Musik nicht kennt, liebe Leut, da bin ich konsequent, der hat schlicht und ergreifend gepennt... TDW hebt den Prog Metal auf Level 43!!!

tdwmusic.com

Frank Bender




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