Taylor's Universe "Kind of Red" (Marvel of Beauty Records 2012)

Die 22. Marvel of Beauty Produktion, "Kind of Red", beweist wieder einmal, wie gut, routiniert und begabt der dänische Progressive Jazzrocker Robin Taylor im Laufe der Einspielung der vielen Alben unter eigener Prägung ist. Über die Jahre und Alben entwickelten Taylors Arrangements sich von etlichen verschiedenen Stilen und Einflüssen zum Frühsiebziger Progressive Rock; dänischer Art, jazztrunken, melancholisch, lyrisch, nachdenklich, entspannt, episch. Auf komplexem, indes nicht hektischem Rhythmusteppich, der hinreißend locker und differenziert gelungen ist, entwerfen Saxophon, Keyboards und Gitarre die quasisymphonischen Strukturen. Es passieren kaum Extreme, alles läuft ruhig und geübt ab, alle Beteiligten wissen den Sound mit Idee und handwerklich geübter Spieltechnik reich und beeindruckend zu machen. Auf "Kind of Red" sind vor allem Saxophonsoli und von Saxophon dominierte Songs zu hören, die indes nicht kreischig, harsch oder anstrengend gespielt sind, sondern den symphonischen, verspielten und lyrischen Songs markante, jazzige und zarte Züge geben.
Die stets rotierende Besetzung hat sich wieder einmal verändert, was den solistischen und improvisativen Partien neuen Charakter gibt. Die Songs wirken nicht müde oder fad, sind in aller Entspanntheit druckvoll und stark, finden zu großartigen bombastischen Motiven, deren Harmonien gar und ganz Siebziger Progressive Rock sind. Kein Beteiligter verdrängt seine Mitarbeiter, auch der Saxophonist nicht, der noch die weitesten Solostrecken fährt. Jakob Mygind (ss, ts) findet in Hugh Steinmetz (tr, fl-h) die perfekte Ergänzung, beide spielen sich instrumentale Bälle zu und beider deutlich unterschiedlicher Spielcharakter verändert Note und Farbe der Songs. Die 8 Songs machen etwa 43 ½ Minuten voll. Gefühlt ist das Album deutlich kürzer, "Kind of Red" ist ungemein kurzweilig, kann nebenher laufen, aber auch konzentriert überzeugen. Die hochprozentige Mischung aus Rock und Jazz und beider Ringen um Präsenz machen deutlich, dass die Musiker einige Erfahrungsjahre erlebten, dabei aber kein Interesse an seichter oder leichter Muse entwickelten. "Kind of Red" haut nicht um, überwältigt nicht, macht die Ohren nicht wund vor Gier. Wirkt aber tief und lange in seiner dunklen, erfahrenen, kraftvollen Sprache. Wie immer gut. Unerschöpflich.

progressor.net/robin-taylor
VM



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