Der dänische Multiinstrumentalist Robin Taylor hat in den letzten Jahren diverse CDs veröffentlicht. Das jüngste Werk, unter dem kurzen Namen TFU eingespielt, beinhaltet live am 15. September 2005 im Kopenhagener JazzHouse aufgenommene Tracks, die, wie der Titel es bereits sagt, von Robin Taylor "manipuliert" wurden.
In der Besetzung Karsten Vogel (ex-Secret Oyster, saxes), Pierre Tassone (vi, p, bells), Robin Taylor (g, key, loops), Klavs Hovman (b, loops) und Lars Juul (dr, electr) stand die Band auf der Bühne. Das Gros der Songs wurde von Robin Taylor komponiert, einige Stücke sind Ensemblewerk, doch die Kompositionen an sich sind nur Grundlage, an die sich das Livespiel motivisch anlehnt, um improvisativ weit darüber hinaus zu gehen.
Die Stimmungen werden wie bereits auf den Vorgängerwerken intensiv ausgelotet, ambiente Sounds, die fast zum Stillstand kommen, und zum Nichts tendieren, sind die eine große Kraft der Stücke. Doch bisweilen bricht die Band zu atonalem Krach aus, findet zu Free Jazz und erheblich schräger, "fehlerhafter" Intonation, und betont so die Spitzen der Songs, aufgepeitscht, emotional heftig erregt und künstlerisch großartig ausgedrückt, das ist die andere starke Kraft der CD. Zwischen diesen beiden Polen schwingt die Band hin und her, jedoch ist die Basis eher Stille denn Lärm, und das Pendel schlägt stärker zu ambienter Melodik als zu lauter Atonalität aus.
Zudem ist das live gespielte Material nachträglich "manipuliert" worden, was tonale Verzerrung und elektronische Verfremdung bedeutet. Das klingt schon mal, als würde die Band, eben noch mit einem "wirklichen" Motiv beschäftigt, die Realität verlassen und als Comicstrip weitermachen. Erstaunlich, was hier so passiert. Vor allem die melodische Seite der Produktion ist insgesamt sehr interessant. Da passiert nichts Herkömmliches, die Harmonien beißen und treten, und sind gewiss nicht streichelfähig.
"Manipulated by Taylor" tendiert stärker zum Jazz, als andere Taylor-CDs der letzten Zeit, ohne aber den dynamischen Raum der Rockmusik ganz zu verlassen. So werden sich Soft Machine anhören, wenn sie einst wieder vereint auf einem weit entfernten Stern zusammen spielen und einer anderen Wirklichkeit angehören - nicht logisch fassbar, aber emotional eingängig. Wie gehabt - sehr gute Arbeit!
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VM
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