The Tangent "Going Off On One" (InsideOut Music, VÖ: 22.06.2007)

Die britisch-schwedische Kooperation in Sachen Progressive Rock steht seit 4 Jahren und 3 randvollen Alben. Roine Stolt als Kreditgeber hat sich längst wieder zurückgezogen, ist im letzten Bonustrack jedoch noch einmal mit der Band live zu hören. The Tangent wurden als Studio-Projekt aus der Taufe gehoben. Dass die Truppe die Bühne erobern sollte, war gewiss nicht erstinstanzlich gedacht, hat sich jedoch ganz gut eingespielt, wie auf den beiden CDs zu hören ist.
Wie das Gros der heutigen Progressive Rock Bands sind auch The Tangent nicht improvisations- und solierfreudig, gehen live stoisch den geschriebenen Songstrukturen nach, lassen aber die eine oder andere Variation zu, manche davon ungewollt, etwa den wackligen Gesang des Projektchefs Andy Tillison, der schon mal neben die eigentliche Spur greift und sich verzettelt, was er, das ist gut hörbar, selbst merkt, mutig aber weitersingt, was bleibt ihm auch anderes übrig. Die Band fügt "The Winning Game" eine Sequenz "In a Gadda-Da-Vida" hinzu, hier und dort ist eine Struktur verändert, das ist aber marginal und längst nicht allein Sinn der 2CD. Wer braucht quasi identische Live-Versionen von im Studio ausgezeichnet eingespielten Songs? Zudem, die Komplexität der Stücke geht live weniger auf.
Was hier Sinn macht, ist die Stimmung der Songs, die Eigenart von The Tangent, der Mix aus canterburyianisch geprägtem Jazzrock und liedhaftem bis komplexem Progressive Rock. Einiges in den Stücken von The Tangent ist leicht und eingängig, die den Gesangsparts unterlegten Instrumentalideen zum Beispiel könnten in der Popmusik anders arrangiert ebenso funktionieren. Die Komplexität der instrumentalen Parts, derer es einige und lange bei The Tangent gibt, hat hingegen hat fabelhaft Charakter.
Das wird auch live deutlich. Die Band: Andy Tillison (voc, keys), Jonas Reingold (b), Theo Travis (sax, fl), Jaime Salazar (dr), Krister Jonsson (g), Sam Baine (keys, voc) und Guy Manning (acc-g, voc) zeigt sich eingeübt und warmgespielt. Zwar verwischt sich manche in den Studioversionen perfekt sitzende Harmonie etwas im komplexen Wechselspiel auf der Bühne, dafür aber bringt die Band eine angenehme Knackigkeit rüber, rockt gut und gibt den Songs im gleichen Arrangement einen anderen Ausdruck.
Das CD Booklet ist, wie die früheren 3 Alben der Band, anschaulich und witzig aufgemacht, bietet einen Eindruck Tillisons von der Bühne, wie ihn nur ein Brite mit trockenem Humor schreiben kann und allerhand Bildmaterial. Auf CD1 sind 6 Stücke zu hören (70 Minuten), CD2 ist 73 Minuten lang, woran zu gutem Stück die 5 Bonustracks Anteil haben. Neben zwei eigenen Kompositionen, die nicht im regulären Set enthalten sind, sind das zwei Fremdanleihen: King Crimsons gern gecovertes "21 st Century Schizoid Man" sowie "America" von The Nice, letzterer mit dem Blumenkönig himself. Der mittlere Bonustrack heißt "Fun with the Audience" und ist nichts anderes als genau das.
Fans der Band werden wohl sowieso zugreifen und wer der Band bisher nicht zugetan war, braucht das mit dem im September 2006 im großen Brittanien aufgezeichneten "Going Off On One" nicht nachzuholen. Die unentschiedene Prog-Franktion, wie immer der größte Fanblock, sei ein Reinhören empfohlen. Bei Gefallen seien die Studioalben der Band eher als das Live-Werk empfohlen. "Going Off On One" wird als 2CD sowie limitert als 2CD+DVD veröffentlicht.

thetangent.org
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VM



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