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Syzygy "A Glorious Disturbance" (Eigenproduktion 2013)

Mal das 1993er "Cosmos and Chaos" Album mitgenommen, das Syzygy noch unter dem Bandnamen ‚Witsend' veröffentlichten, ist das auf CD+DVD (samt weiterer Bonus-DVD) vereinte Live-Album "A Glorious Disturbance" bereits die vierte Produktion der Clevelander Band, deren Wurzeln Ende der Siebziger Jahre gelegt wurden.
Carl Badassarre (g, voc), Al Rolick (b, voc), Sam Giunta (keys) und Paul Mihacevich (dr, perc) legen instrumental enorm heftig los. Die symphonischen, komplexen Songs der Band, die Sänger Mark Boals viel Zeit für Entspannungsübungen geben, so dass sein Part stets locker und kraftvoll ausfällt, sind rasant und hoch energetisch gespielt. Mit scheinbar leichter Hand gehen Syzygy durch ihre Songs; die langen instrumentalen Passagen sind schön energisch und saftig hart, so dass es schnell Gute Laune macht, der Band auf der Bühne zuzusehen und -hören. Selbst überwiegend akustisch geprägte Stücke wie "Circadian Rhythm" sind mitreißend und flüssig, gehen gut ins Ohr, sind kurzweilig und erlebnisreich. Allein bereits die handwerkliche Einspielung der perfekt geübten Band ist erstklassig, das beweisen die drei Studioalben. Doch live legen Syzygy mehr Kohlen auf, die Banddynamik auf der Bühne, die Songs live gemeinsam gespielt, das hat eine ganz andere Energie als im Studio, wo Part für Part gespielt, besprochen und überarbeitet wird. Auf der Bühne muss alles sitzen - und wie es sitzt!
Der Mitschnitt auf CD und DVD (mit simplem, völlig ausreichenden Menü) ist fast identisch, die DVD hat einen Livetrack mehr, zudem zwei Bonusstücke (In the Dead of Night" von UK und "Burn" von Deep Purple), die Reihenfolge der Songs auf CD und DVD variiert leicht. Die in 5.1 Surround Sound gemixte DVD ist mit je 5 Tracks vom 2009er 3RP Festival und vom 2010er Day of PROG belegt, die Bonustracks stammen ebenfalls aus 2010. DVD-Länge: 1:52:59. CD-Länge: 1:12:33.
Die Produktion hat ein edles Design. Das dreifach aufklappbare Digipack hat Booklet (mit Texten) und Bonus-DVD in je einer Tasche, die beiden Discs stecken in klaren Trays. Die Box macht einen sehr guten, hochwertigen Eindruck und entspricht damit dem Inhalt.
Syzygy spielen Songs aus allen Phasen der Band, so sind Stücke von "Cosmos and Chaos" ebenso enthalten wie von den beiden Syzygy-Studioalben ("The Allegory of Light" 2003, "Realms of Eternity" 2009).
Den besten Eindruck macht die Band, wenn es raus in die wilde instrumentale Natur geht. Egal, wie aufwendig und schwer so ein Thema ist, es wird flott gerockt, die Saiten sind schön schneidend scharf aufgedreht, der Schlagzeuger bekommt den Technik-Preis und der Mann am Bass macht weitaus mehr als das, was er perfekt kann: die Band mit sattem Ton melodisch zu erden.
Mark Boals verfügt über eine kraftvolle, gut geübte Stimme, mit der er im Melodic Metal ebenso funktionieren würde wie im Hardrock. Welch Glück, dass er im komplexen Progressive Rock aktiv ist. Gitarrist Carl Badassarre und Bassist Al Rolick stehen ihm partiell für Chorgesänge zur Seite. Wenn schon die Solo-Gesangsarrangements hinreißend sind, umso mehr sind es die coolen Chorgesänge - schön komponiert und ebenso gut gesungen!
Den meisten melodischen Anteil haben Keyboarder Sam Giunta und Gitarrist Baldassarre, ebenfalls den größten solistischen Raum. Während Keyboardsoli in schwer komplexe Instrumentalparts gebettet sind, in denen die komplette Band illuster wütet, was ungemein kurzweilig ist, gehen einige Gitarrensoli über das vitale Bandinterplay hinaus, haben alleinigen Raum, die Band sitzt im Off, begleitend, und die Gitarre weiß ihre Position zu nutzen!
In anderen Gitarrensoli ackert die Band heftig mit, so rockt das Ensemble sich durch sein verflixt kompliziertes, schöngeistiges und ansprechend gut komponiertes Liedgut, während die Improvisationen als Krone obenauf sitzen und die Chose zum Kochen bringen. Grandios!
Ich kann mich kaum entscheiden, was mir mehr gefällt: der Band (auf dem ganz ordentlich fotografierten, recht detailreich und im Bildmix verschiedener Kameras anzusehenden Konzert) zuzusehen oder der CD zu lauschen. Beides hat seine eindeutige Qualität. Auf der dritten Disc, der ‚Special Features DVD', die es auf noch einmal 95:33 Minuten (und was die Gesamtproduktion auf eine ‚Nutzzeit' von fast 5 Stunden) bringt, sind neben zwei sehr informative, sehenswerte Interviews in amerikanischem Englisch (ohne Untertitel), einmal des Sängers Mark Boals und einmal des Gitarristen Carl Badassarre (der Interviewer ist der Minister für Kultur in Ohio, wenn ich das richtig verstanden habe, er unterstreicht die Informationsmonologe der Musiker stets mit ‚OK" - ich wartete bald darauf - - -, Carl Baldassarre ist im bürgerlichen Beruf wohlAusbilder, Mediator oder ähnliches, er hält die Gesprächsfäden stets in der Hand, kein anderes Bandmitglied talkt soviel wie er und ist gewiss froh darüber) um die Bandgeschichte mit vielen Bildern und einigen historischen Videomitschnitten (in ‚historischer' Bildqualität) zwei weitere Parts zu finden: ‚The Writing of Realms', quasi ein Making-Of des 2009er Albums (46 Minuten Gespräch am Mischpult, wirkt a weng gequält) und ‚Band Roundtable' - was das ist? Nun, zumindest ein Geheimnis muss bleiben, muss es nicht?!?
Retro Prog? Mhm! Self Idea Real Prog!

syzygymusic.com
VM



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