Switchblade "Switchblade" (Trust No One Recordings, VÖ: 24.01.2006)

Ich weiß gerade die Steigerungsformen nicht. Aber was Switchblade machen, könnte schon fast die Spitze des Eisberges sein. Stoner, Doom, Drone, Sludge - hab' ich was vergessen oder verdreht? Switchblade sind Sludge. Zwei Songs sind auf dem Silber. Die Stücke brauchen lange, ihre Harmonie auszubreiten, die Band lässt sich genüsslich Zeit, die Sinne mit terroristischem Noise-Rock zu attackieren. Dabei gehen Switchblade ihre Kompositionen nicht nur wild und schräg, sondern mit eigenwilligen Gitarrenakkorden an, die im Jazz wie im Rock funktionieren. Jedoch, diese ausgedehnte, manische, hypnotische Wirkung des langsamen und langsam sich entwickelnden Spiels hat große Faszination. Es scheint, als hätte die Band alles auf Genuss reduziert und diesen enorm ausgedehnt, um die Erfüllung so intensiv und leidenschaftlich auszuleben. Die CD als langes Vorspiel mit unendlichem Orgasmus.
J. Folkesson spielt Gitarre und Piano, A. Steen steht für Bass und Gesang, T. Bertilsson sitzt am Schlagzeug. Neben der epischen Natur der Songs und der fabelhaften Gitarrenakkorde, dem harmonischen Bassspiel und dem schön vital-komplexen Schlagzeugspiel ist der leise eingebrachte Schreigesang von A. Steen faszinierend. Das hat eine Nuance zum Grunzen, ohne wirklich da unten im Schlamm rumzukratzen und klingt ebenso hoch wie rau, dreckig wie aggressiv. Der verfremdete Gesang, dessen Lyrics noch zu verstehen sind, ist ein weiteres Instrument, die Songs zu schmücken. Song Nummer 1 geht über 19.30 Minuten, im Anschluss gibt es ein unbetiteltes 7.05 langes Teil, auf das die Band sich, den ersten Track verlangsamend, hinarbeitet. Dann plötzlich ist Stille. Aber keine gänzliche Stille. Wenige Pianotöne, dunkel und im Off dahin ziehend, verzerrte Gitarrensounds wie aus weiter Ferne sind zart und leise zu vernehmen, gespenstisch wie aus einer anderen Welt streichen sie durch die mystischen Minuten. Als würden Gespenster durch den nächtlichen Proberaum ziehen und ihr Hauch die Instrumente erklingen lassen. Genial gemacht, unbedingt anhören!
Track Nummer 2 ist 16.45 Minuten lang und beginnt mit einem psychedelisch wankenden, lang gezogenen Gitarrenakkord, der sich in der Folge minimalistisch variiert und einen Hauch der Stimmung offenbart, wie ihn UFO auf ihrem Meisterwerk "One Hour Space Rock" 1971 entwarfen.
Der Gesang ist melodischer, harmonischer, die Komposition ausgedehnter, zarter, sphärischer und dabei liedhafter. Switchblade machen das nicht nur technisch sehr gut, offenbaren handwerkliches großes Geschick, sondern vor allem Inspiration, Hingabe und Ausdauer, diese schwer in lebendiger Stimmung zu haltenden Songs virtuos und eindrücklich zu spielen. Die CD ist der Band außerordentlich gut gelungen und gewiss nicht nur Fans des gesteigerten Stonerrocks zu empfehlen. Prog Freaks mit dem Hang zu extravagantem Liedgut dürfte dieses Stück Musik ebenso zusagen.

switchblade.se
trustnoonerecordings.com
VM



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