Super Massive Black Holes "Calculations Of The Ancients" (Minotauro Records 2014)


Diese kanadische Band benannte sich nicht, wie vielerorts kolportiert wird, nach einem Stück der Band Muse, sondern vielmehr nach dem schon seit langer Zeit chronischen Zustand der Haushaltskassen fast sämtlicher Länder dieses Planeten, die durch Aufblähen der Menge bedruckten Papiers nicht voller werden, weil die real existierenden Werte davon gänzlich unberührt bleiben. Als in negativer Weise geradezu beispielhaft ist die systemimmanente Komponente des okzidentalen Zinssystems – Zins und Zinseszins – zu nennen. Schulden können mittels dieses ganz bewusst so konzipierten Limbo-Jochs nur äußerst schwer bis gar nicht abgebaut werden - in diesem Wissen tanzen nahezu alle Sachverständigen weiterhin in bester Laune ums goldene Kalb in ihrem Tresor - und treiben viele Menschen und sogar ganze Länder immer tiefer in die Schuldenfalle, die irgendwann zuschnappt und man den Schuldnern sämtliche realen Werte nimmt, die sie besitzen, allerdings verbunden mit der zynischen Anmerkung, dass man aus purer Menschenfreundlichkeit auf die künftige Tilgung der Schulden verzichte, wobei die Schuldensumme durch Zins und Zinseszins in kurzer Zeit so gewaltig anwächst, dass früher oder später nicht einmal mehr die reinen Zinsen bezahlt werden können. Unter dem Stichwort „Josefspfennig“ lässt sich dieses Prozedere sehr anschaulich zusammenfassen. Die für ein breiteres und in Konsequenz dessen auch jüngeres Publikum hörbaren Watchtower der Zukunft heißen SMBH, daran besteht kein Zweifel!!! Das bedeutet konkret Avant Komplex Metal der feinsten Sorte, garniert mit Fusion-Röschen, in der Art, wie er auch von Cynic oder Meshuggah zu deren besten Zeiten, nämlich im Focus der Direktive „Destroy Erase Improve“ auf dem Plattenteller angerichtet wurde. Außerdem wurde die Scheibe mit gut abgehangenem Mastodon-Fleisch nach dem Dillinger Escape Plan zum stattlichen Rundling gemästet und fertig ist die massive Sogwirkung, die einen förmlich in die Kompositionen hineinzieht. Hard Brock Math Rock mit Maß und Ziel, aber nichts für Motz-art-Kugel-Ear-Candy-Wimps, die sich über jegliche kakaophone Diss-Sonanz eh-chauffieren. Die Texte der Band lesen sich wie ein Crashkurs - wir bewegen uns ja global betrachtet seit Jahren wieder mal auf Crash-Kurs, weil dies gewisse Leute so wollen, um sich daran ein goldenes Näschen zu ziehen (siehe oben) - in Sachen holistisches Weltbild, wobei auch abwegig erscheinende Phänomene nicht ausgespart werden. Da lacht das Rezensenten-Herz. Fabriziert - fast könnte man schreiben kapriziert, da die Band keinerlei Kompromisse macht - wurde das Ganze von Jake Reimer (Gitarre und Gesang), Denver Bergreen (Gitarre), Tristan Peterson (Bass) und Clay Steadman (Schlagzeug). Diese Schiebe macht süchtig; immer wieder drücken meine zitternden Finger die Repeat-Taste. Dazu muss ergänzt werden - meine Damen und Herren, aufgemerkt - es handelt sich hier um ein Debüt-Album, das die Reife eines bereits sich zerfließenden Torten-Bries besitzt, glücklicherweise aber nicht die Intonation und Stimmlage des singenden Käsekuchens. Kann man da überhaupt noch einen draufsetzen? Ich bin sehr gespannt...

facebook.com/SMBHmusic
Frank Bender



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