Sündenfall II "Sündenfall II" (Trefiton/Sündenfall II 1972, Garden of Delights 2010)

Auf der Bühne spielten Sündenfall II elektrisch, improvisierten ausgedehnt und lagen stilistisch irgendwo zwischen Folk, Jazz und Rock. Die Aufnahmen der einzigen Platte der Band indes sind, mit einigen wenigern Ausnahmen, fast komplett reiner Folk. Die Band vom Niederrhein wurde von Karl Timmermann und Christoph Maubach gegründet, die von einem Auftritt der britischen Folk Prog Rocker Jethro Tull dermaßen begeistert waren, dass sie fortan ebenso spielen wollten.
Christoph Maubach hatte zuvor in einer Jazzband namens Sündenfall gespielt, in Anlehnung an Amon Düül II nannte man sich, um den Charakter der neuen Band zu zeichnen, Sündenfall II. Die Band, die ihrem Namen eher nicht gerecht wird, machte Musik nicht zum Lebensunterhalt, sondern ‚aus Spaß an der Freude'. So traten sie auf, wie es ihnen passte. 1972 gab es die Gelegenheit, in ein Studio zu gehen und so entstanden die neun Songs und drei kurzen "prae" (in der Tat sind die kleinen instrumentalen Intermezzi das Schönste auf der Platte).
Auf der Bühne rockte die Band. Hier spielten sie überwiegend akustisch, sangen im Chor simple, eingängige Stücke, die fast wie Kinderlieder wirken. Die eigenwilligen Hippie-Folksongs, die nicht in jedem Fall studioreif sind, wirken ob des simplen Kirchenjugendlied-Charakters, und zudem in den nett passablen Instrumentalpartien, irgendwie vertraut und nachvollziehbar.
Der 6 Song, "Duftes Ding" - passender Name - ist plötzlich Blues-Jazz. Modern Jazz, Swing und Electric Jazz stecken drin; nicht übel gespielt, macht das Stück einen guten Eindruck. Zuwenig allerdings, der LP neben der besonderen Note eine Wende zu geben.
Danach legen die Folksongs wieder los. Auf Basis akustischer Gitarre, Piano, Mundharmonika und Flöte schmeicheln die Songs sich friedlich ein. Mancher Gesang scheint leicht neben der Spur zu liegen. So ist der nicht unaufwendige Chorgesang in "How To Get On" wohl gelungen, während die schwere Gesangslinie in "She Lives In A Gang" hingegen über selbst gebaute Fallen stolpert. Die schlichte Begleitung der akustischen Gitarre reicht zudem nicht aus, dem Sänger Gegengewicht zu geben. Zum Glück ist das eigentlich nicht doofe Lied nach einer Minute ausgetobt…
Die ganze LP wirkt unüberlegt und hat doch ihren seltsamen Reiz. Der schlichte Sound passt in seine Zeit. Ein Teil der Bilder im Booklet spricht dieselbe Sprache. Schade, dass die andere, die Rockseite der Band nicht erhalten ist. So werden gewiss nur Folkfans Interesse an der Band und ihrem Album auf CD haben.
Wie immer bei Garden of Delights ist die Geschichte der Band samt vielen Bildern umfassend im Booklet abgedruckt.

diregarden.com
VM



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