Stray Dog
"Stray Dog"
"While You're Down There"
(Manticore 1973/1974, Esoteric Recordings, VÖ: 26.10.2009)

Die beiden Alben der Hardrocker um Snuffy Walden, 1973 und 1974 auf Emerson, Lake & Palmers Manticore Label veröffentlicht (einige der Songs des Debütalbums hatte Greg Lake produziert, der mit Snuffy Walden befreundet war), sind nun um diverses Bonusmaterial erweitert digital remastert vom britischen Reissue-Label Esoteric Recordings auf CD aufgelegt worden.
Beide Alben sind mit den Zugaben je über 78 Minuten lang geworden, das Debüt hat 6 Bonustracks, Livesongs, teilweise erheblich lang, das zweite Werk hat 7 Bonustracks drauf, Liveaufnahmen, Unveröffentlichtes, wiederum lange Tracks mit deftigen Live-Improvisationen darunter.
Beide Alben kamen damals nicht besonders gut an, der schwer harte, fette Blues-Hardrock ist vor allem auf Album Nummer 1 sehr speziell und mörderisch hart, damals gab es viele Bands dieser Spielart, vielleicht kamen Stray Dog deswegen überwiegend schlecht weg. Al Roberts (voc, b, key), Les Sampson (dr, perc, Feet) und Snuffy Walden (voc, g) rocken sich die Socken heiß, es geht brachial zur Sache und so manches Progkomplexlein hat sich in die radikale Geschichte geschlichen. Gleich Opener "Tramp" holt alles raus, die folgenden Songs lieben voll aufgedrehte Regler.
Dem Remastering ist zwar ein überwiegend guter Sound gelungen, fett und mittelschwer, mit einigen plärrigen Obertönen, die wohl nicht wegzuradieren waren und schön satt im Bassbereich.
Mainstream-Songs wie "Chevrolet" galten wohl zu konservativ, das Publikum liebte derlei nicht, und die anderen, mit Verlaub: geilen Songs wurden gleich mit ignoriert. Das Trio spielt schön deftig und differenziert, durchaus komplex. Die Maschine steht nicht still, allenthalben geht es schwer und fett ab. Snuffy Walden singt und brüllt, und seine Gitarre jault und brüllt ebenso. Die "Rocky Mountain Suite (Bad Road)" als letzter, siebter Song der LP, ist nicht der erste mit amerikanischem Rockfeeling, der ländliche Charakter entwickelt seinen epischen Charakter, der zuerst kaum wahr sein mag.
Von den Livetracks im Anschluss ist vor allem die 14-minütige Version von "The Journey" beeindruckend. Plötzlich kann die Band Jazz. Die melancholisch tief versunkene Ballade entpuppt sich als Monster, dem das Trio die Knochen einzeln ausreißt. Die "Rocky Mountain Suite" klingt live doppelt so hart, "Tramp" und "Crazy" ebenso, da war mehr Feuer auf der Bühne. Mehr Blues, mehr Kreissägengitarre, mehr Power und Instrumentalplackerei.
Das zweite Album, ein Jahr später veröffentlicht, zeigte die Band gewachsen. Zum Trio waren Timmy Dulaine (g, voc) und Luis Cabaza (key, voc) gestoßen. Der Sound war deutlich moderater, zwar rockt die Band immer noch gut und auch instrumental gehen die 9 Songs deftig ab, aber längst nicht mehr wie auf dem Debüt. Die leiseren Songs, wie "Pieces", "Words To Say Goodbye" oder "Dreams And Junk", mit partiellen Jazzsprengseln, machen mehr her als die fast mainstreamigen Hardrocksongs. "Worldwinds" zum Schluss lässt die Band dann doch noch mal die Kreissägen rausholen, es geht hart und knackig zur Sache, macht Laune, unterhält gut, hat Energie und Komposition.
Von den Livetracks ist "Chevrolet" zum groovigen Abgewöhnen. "The Journey", hier zehneinhalb Minuten lang, zeigt sich noch deutlich verbessert, verinnerlicht, intensiver. Ein paar Songs vom Bonus sind nicht als Studioversionen enthalten, andere, wie "Tramp" waren schon auf dem Debüt, haben hier aber eine andere Qualität durch Improvisationen und Bühnenfieber.
Zwei schicke Teile, die beiden CDs, ein leckeres Fressen für süchtige Hardrocker alter Schule, als Blues noch mit dicken Lettern am Himmel stand und von Metal kaum Spuren zu finden waren. Die Booklets befassen sich ausgiebig mit der Band und ihrem Werdegang. Bilder und technische Angaben runden die beeindruckenden, schönen Reissues ab. Besser kann den beiden Platten der Straßenköter die CD-Wiederauferstehung kaum wohl gemacht werden.

cherryred.co.uk/manticore
VM



Zurück