Strange Here "II" (Minotauro Records 2015)


Schon wieder eine Doom Band und schon wieder eine ziemlich ungewöhnliche, denn die Italiener mischen Doom Metal mit Psychedelic Rock, was ganz prima funktioniert. Sänger wirkt wie der dunkle Zwilling von Crimson Glorys Midnight und musikalisch bewegt sich die Band gelegentlich auf der Manilla Road. Bei verschiedenen Stücken wabern die Hammond-Schwaden derart episch dicht, dass man wie hypnotisiert den Klängen der Musik folgen muss, ob man will oder nicht. Zwingende Kompositionskunst nennt man dies wohl. Spannungsbögen werden aufgebaut, die gelegentlich an die Musik der Italo-Western oder einen John Lord, dessen Finger regelmäßig Ritualtänze auf der Klaviatur vollführten, erinnern. (Ohne vermessen erscheinen zu wollen, behaupte ich, dass solche Klänge genauso meilenweit von der Drei-Minuten-Taktung radiotauglicher Formate wie von der austasuchbaren Lieblichkeit des Neo Progs entfernt ist.) Im Wechselspiel mit der teils riffig, teils gilmourig aufspielenden Sechssaitigen ergeben sich viele interessante Kontraste, die manchmal für "Schnell-Schnitt-Jünger" bis an die Schmerzgrenze eines Film-Risses ausgelotet werden. Eine wahrhaft geheimnisvolle, aber nicht bedrohliche Atmosphäre gibt es hier in den verschiedensten Varianten zu hören; das ist in dieser Ausprägung eher selten und kann allein deshalb nicht genug gewürdigt werden. Diese Musik besitzt definitiv Seele, ist aber aus einem ganz anderen Holz geschnitzt wie die berühmten Motown-Produktionen; hier rockt das Haus. Vor diesem Album gibt es kein Entrinnen, denn es nimmt einen völlig gefangen - so sehr, dass man das rockende Haus nach Ende der Spielzeit gar nicht mehr verlassen möchte und schweißgebadet nach der Wiederholungstaste sucht. "Strange Here - Strange And Beautiful!"

minotaurorecords.bandcamp.com/album/strange-here-ii-4
Frank Bender



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