Steve Khan & Parting Shot "Golpe de Partida" (Tone Center, 26.04.2011)

Staubtrocken ist der gelassene, erwachsene und verschmitzt lockere Sound des Electric Jazz Projektes "Golpe de Partida" von Steve Khan (el-g) und Crew. Die Riege altgedienter und junggebliebener Musiker umfasst Anthony Jackson (Kontrabass, g), Dennis Chambers (dr), Manolo Badrena (perc, voice), Marc Quiñones (Timbales, Bongo, perc) und Bobby Allende (Konga) - sowie die sporadisch aktiven Rob Mounsey, der in einem Song die Tasten bedient und mehrfach für die Orchestration zuständig war, sowie Tatiana Parra und Andrés Bleeuwasert, die einem Song ihre Stimmen leihen.
10 Songs sind auf der 70 Minuten langen CD enthalten. Und das ganze Erbe des Modernen Jazz. Modern Jazz im elektrischen Kleid, mit Echos von Bebop und Fusion, Neo Bop und Neo Fusion, entvulkanisiert, die Energie um Jugendprozente runtergefahren. Ambiente Groove-Lässigkeit in knackigen und locker satten Songs trifft auf technisch exquisite und mit allen Wassern gewaschene Handwerker, die nicht nur genau wissen, wie so ein Song in die Spur gebracht und am Laufen gehalten wird, sondern auch Ideen satt und Feeling für das Sekundenarsenal haben, durch die so ein Song spaziert.
Die CD beginnt mit Ornette Colemans "Chronology", das nie zuvor so erwachsen und modern klang, nie so entspannt und nachdenklich, später folgt sein "Blues Coonotation" und hier gilt das gleiche.
Eine weitere Coverversion ist "Bye-Ya" von Thelonious Monk. Kaum zu erkennen, wer der Urheber des Stückes ist. Eher scheint die Komposition aus dem sonnigen Südamerika zu stammen, aus Brasilien Ende der Sechziger, als Bossa Nova das reiche Strandpublikum zum Cocktail unterhielt. Wenige Parts des Albums sind weit vom brasilianischen Strand entfernt, wofür nicht nur die Perkussionisten sorgen, sondern vor allem Steve Khans Gitarrensound. Sein Spiel ist erlesen und sauber, unterstützt vom pausenlos grinsenden Dennis Chambers, der dieser Lässigkeit viel abgewinnen kann und ihr den entspanntesten und zugleich virtuosesten und bisweilen gar rockharten Groove gibt, auf dem die Band verzaubernder Trance erliegt. Und wenn auch alles so klingt, wie es ist: alte große Männer machen ein solides, erlesenes, feines Album auf hohem Niveau mit Spielspaß, Spannung und Spleen, so bleibt doch zu staunen und lauschen. Anthony Jackson übrigens, am Bühnenrand, still, in sich versunken, hat die Ruhe weg und gibt den Songs die perfekte Basis, grummelnd, groovig, funky. Kleine Schlenker nur, die er zaubert, zumeist dient er der Crew im Background.
Tolle Platte!

stevekhan.com
VM





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