Steve Brockman & George Andrade "Airs - A Rock Opera" (Fencesound Music, 29.02.2012)

"Airs" ist ein groß angelegtes Progressive Rock Werk, dessen Geschichte in fünf Kapiteln erzählt wird. Steve Brockman hat die Mammutaufgabe bewältigt, die 18 Songs zu schreiben, basierend auf der Geschichte "Airs" des US-amerikanischen Schriftstellers George Andrade. Die beiden Künstler, beide Fans der Progressive Rocker Spock's Beard, lernten sich in einem Internetforum kennen. George Andrade schrieb einige Texte für Steve Brockman, daraus entwickelte sich die Zusammenarbeit zu einem großen Projekt, das nicht nur Songs vereint, sondern Story und Musik die gleiche Bedeutung und Gewichtung gibt: "Airs".
Die Story ist im umfangreichen Booklet in englischer Sprache abgedruckt und beginnt so: ein Mann namens Owen Doane kehrt nach 6 Jahren in einem psychiatrischen Gefängnis auf seine Heimatinsel zurück. Dort war er untergebracht, weil er unter Einfluss von Alkohol und Antidepressiva einen Unfall herbeigeführt hatte, in dessen Folge eine Frau und deren Tochter Hannah schwer verletzt wurden, die neunjährige Tochter lebenslang von der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt. Seine Firma, seit 1664 im Besitz der Familie, ging den Bach runter, das Mädchen lebt nun in einem Heim und Owens Haus und ihr Wohnsitz sind in Sichtweite…
Diverse Gastmusiker haben den Multiinstrumentalisten unterstützt. Paul Adrian Villarreal (Sun Caged), Gordon Tittsworth (Images Of Eden), Tilman Eckelt (Grailknights), Cornelius Kappabani (Cimbria), Jan Hoving (Stonefly, A. Vandenberg), Floor Kraaijvanger (Superfloor) und Antila Thomsen übernahmen die Gesangsabteilung. Jochen Ohl (dr) und Steve Brockmann (g, b, keys) haben den Großteil der instrumentalen Arbeit absolviert, alle Songs eingespielt, bis auf einige Parts, die weitere Gäste übernahmen: Dave Meros (b) und Alan Morse (g), beide vom Vorbild Spock's Beard, Christoph Brockmann (b) und Phil Robertson (dr).
Steve Brockmanns Musik ist mit Spock's Beard kaum verwandt. Das Vorbild hat seinen markanten, weltbekannten Stil, und inspirierte Steve Brockmann eher ideell und stilistisch als konkret, was Arrangements und Harmonien betrifft. Die Vielfältigkeit und Sensibilität des Progressive Rock trifft auf eingängigen, songorientierten, forsch und dynamisch arrangierten Hardrock. Die schnellen Rocker drücken kraftvoll auf die Tube und lassen so manche versierte Schnörkel hören. Hier und da wird so ein Song schon mal schön verrückt und schräg, von seiner Energie eingeholt und macht offenbar, wie viel Spaß und Erfüllung die Einspielung trotz aller konzentrierten Arbeit sein konnte. Balladeske Tracks sind längst kein Füllsel, sondern überlegene und raffinierte Ideen mit Inhalt und Atmosphäre.
Die Story gibt den einzelnen, gut komponierten Songs viel Text, und doch entwickelt die Musik ihre instrumentale, komplexe Seite. Manche Stücke sind opernhafter als andere, die verschiedenen Charaktere singen ihre Texte, manchmal wie im Streitgespräch, sich ergänzend, ins Wort fallend und nebenbei, Quatsch!, never nebenbei, daneben arbeitet die instrumentale Musik eine Power und Dynamik aus, dass schon zu staunen ist, wie selbstbewusst und anspruchsvoll, ansprechend und forsch, überraschend und verblüffend die Arrangements funktionieren. Und mehr als funktionieren - mitreißen, in den Bann ziehen.
Die Story und ihre Umsetzung sind überzeugend gelungen, machen Laune mit und ohne Textbuch und funktionieren eigenständig. Steve Brockmann hat sich und George Andrade ein beachtliches Denkmal gesetzt.
Und ja, da steht schon wieder mein Name in den Thank Yous. Aber: ich kenne Steve Brockmann nicht persönlich, habe über ein früheres, tolles Album ("Expected Errors" 2007) geschrieben und bin so darin gelandet. Diese Rezension ist unabhängig mit meinen eigenen Gedanken und eigener Einschätzung geschrieben. He - es ist ein beeindruckendes Album!
Vielen Dank zurück, Steve.

airs-arockopera.com
VM



Zurück