Spock's Beard "Spock's Beard" (InsideOut Music, VÖ: 17.11.2006)

Die 9. Spock's Beard Platte, selbstbetitelt. Ein Neuanfang? Zwar gibt es erneut ein paar Veränderungen, aber ein Neuanfang ist nicht in Sicht. Die Band ist in die Progjahre gekommen, und meint, alles, was sie für die CD spielte, so progressiv wie möglich gemacht zu haben. Was heißt das, so progressiv wie möglich? Es gibt Mellotron, komplexe Rhythmen und lange Songs. Reicht das? Ist das Progressive Rock?
Nach dem Opener "On A Perfect Day", der mit dem harmoniedicken Refrain etwas lang geraten ist, gibt es das perfekt krachende, erregende und wahrhaft progressive "Skeletons At The Feast", der Auftakt ist kraftvoll, lebhaft und heftig, danach wird's müd, und bleibt es überwiegend auch. Das krachlaute "Is This Love" ist ein vorlauter Popsong, die nächsten Nummern, einschließlich des 11-minütigen "With Your Kiss" sind balladeske Stücke mit einigen komplexen instrumentalen Schüben. Schließlich spielen Spock's Beard mal beatlesk, mal amerikanischen Schmalz. "Wherever You Stand" ist ein amerikanischer Rocker, heavy, jazzig, bluesig, gut gemacht, keine Frage, aber kein wirklicher Hit. Die zarte Ballade "Hereafter" hat zu viele Streicher für tiefe, entrückende Melancholie und das nachfolgende "Dreaming In The Age Of Answers", als erster Teil des vierteiligen Longtracks "As Far As The Mind Can See" ertrinkt im schweren Keyboardsumpf. "Here's A Man", dessen zweiter Teil, beginnt als klassischer Jazzrocker, der mit Latin-Feeling zu Funk und Pop mutiert. "They Know We Know", ein typisch amerikanischer, radiotauglicher Song und "Stream Of Unconsciousness" als U2-ähnliche Keyboardnummer folgen und schließlich das bittersüße "Rearranged", dessen ausgezeichneter Beginn schließlich in lautem lauem Pop mündet.
Die kleinen erfrischenden Überraschungen zwischendurch zeigen, dass Spock's Beard nach wie vor witzige und erregende Ideen haben, jedoch längst ganz woanders sind, ihr neues Ziel allerdings noch nicht wirklich fest ins Visier genommen haben und verunsichert vor ihren Fan-Herrscharen herum schwimmen. Der kompositorische Inhalt der CD ist eher schmal. Spock's Beard haben viel Magie eingebüßt. Schon erstaunlich mitzuerleben, wie die Band von ihren Fans stets weiter wegbricht. Muss auch belastend sein, als künstlerisch freie Band ein verwöhntes Genrepublikum als Klotz am Bein durchs Musikerleben zu schleifen.

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VM



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