Spock's Beard "Live in 2005 - Gluttons for Punishment" (InsideOut Music, VÖ: 29.09.2005)

Was Gorbatschow einst zur letzten stalinistischen DDR-Regierung gesagt hat, kann auch hier zutreffen. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Ein 2CD Livewerk hätten InsideOut Music und Spock's Beard bereits 1999 auflegen sollen, das hätte den Run auf die Band verschärft und weitere Fans an Land gezogen. Wenn ich nicht irre, gibt es bereits eine DVD mit Livematerial der Truppe, stammt die aus der Zeit?
Spock's Beard haben sich nach dem Weggang ihres Zentrums neu justiert. Ryo Okumoto spielt jetzt alle Keyboards, Alan Morse singt und spielt mit Nick D'Virgilio live Gitarre, Nick sitzt zudem am Schlagzeug und ist jetzt der Frontmann am Mikro, was sich erst noch ins Gehör fressen muss, Dave Meros steht unverändert seinen Bass und live ist ein gewisser Jimmy Keegan (Santana, John Waite) als Schlagzeuger und Sänger dabei.
CD1 präsentiert nach einem kurzen Intro zuerst das 7-teilige "A Flash Before My Eyes", das größtenteils die alte Energie der Band nicht heraufbeschwören kann, unbefriedigend und gar lahm klingt, jedoch plötzlich in seinem letzten Part "Of The Beauty Of It All" versöhnlich stimmt. Der Hammer "Harm's Way" schließt sich an, kraftvoll und stark gespielt. Erstaunlicher Weise differiert diese Version gegenüber dem Original, das haben die Jungs fein gemacht. Der letzte Track auf CD1 ist das beeindruckende Instrumental "NWC" vom letzten Studioalbum "Octane". Bass, Schlagzeug und Percussion kriegen einen Orden dafür. Vor allem, was Dave Meros mit seinem Mordsbass abfeuert, geht unter die Haut. "NWC" ist ein wirklich grandioses Teil, das meinem Empfinden nach live viel lebendiger und heftiger klingt, als auf der verunsicherten (und oberflächlich obercoolen) Studio CD. Schönes Teil!
CD2 ist toll und dennoch bleibt der Rausch des Publikums, der vor einigen Jahren noch heftig gewesen wäre, aus. In den Klassikern der Band gibt es tatsächlich doch neue Facetten zu entdecken. Da werden instrumental neue Schwerpunkte gesetzt, so im genüsslich langen "At the end of the Day". Jazzige Akkorde, schwerflüssige melancholische Noten, dazu knackig flotte und schnell gespielte Parts, da hat sich einiges getan.
Ryo's obligatorisches Keyboardsolo ist elektronischer, ambienter, lyrischer und nachdenklicher als früher, was wahrscheinlich Momente des Klimas in der Band ausdrückt und wie ein zutiefst trauriger Nachgesang auf Neal Morse Ausscheiden klingt. Die melancholische Ballade "Ghosts Of Autumn" schließt sich im gleichen Geiste an. Und es dauert etwas, bis die Band wieder losrockt. "As Long A We Ride" beginnt mit einem längeren Akustikgitarrensolo, überhaupt tut sich der Song schwer, bis er heavy abrockt. Spock's Beard haben sich weiter entwickelt…
Doch zum Schluss packen sie noch einmal in genüsslich langen 19 Minuten "The Light" aus. Toll auch hier, dass der Song nicht genauso wie in alten Tagen klingt, sondern neue Facetten zeigt.
Instrumental tut sich hier einiges und die Spielfreude der Band ist jeder Sekunde anzuhören. Das ist ungemein lebhaft und verspielt, die haben ihren Spaß auf der Bühne gehabt.
Im Herbst kann man sich die Band auch wieder in Deutschland ansehen, wenn die "Octane" Tour fortgesetzt wird.

spocksbeard.com
insideoutshop.de
VM



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