Spheric Universe Experience "anima" (Sensory, VÖ: 27.07.2007)

Ein ganz internationales Unterfangen, diese Band. Zwar wird aus dem Booklet zur CD nicht wirklich deutlich, aus welchen Ländern die Jungs so kommen, den Namen und Thank Yous nach wohl aus ganz Europa. Spheric Universe Experience haben ihr Management in Dänemark, ihr Label in den USA und native Gastsänger singen (beziehungsweise sprechen) in Spanisch, Japanisch und Italienisch. International genug, um international genannt zu werden? Das Design des Frontcovers sowie von Innen- und Außenseite des Backcovers schauen den Betrachter sympathisch an. "anima" heißt die Platte, in den Texten, die so ganz auseinanderzunehmen ich nicht die Muße habe, hinterfragt die Band die heutige Gesellschaft, das soziale Leben der Menschen, stellt die Sinnfrage und nimmt ihre Sicht der Dinge engagiert, gefühlsbetont und auch mal etwas flach in Angriff.
Musikalisch untersetzt der Fünfer seine Texte mit Power Prog Metal. Klar sind die einzelnen Songs komplex - sonst wäre es kein Prog Metal. Die Stücke sind ganz ideenreich aufgebaut, wenn hier wie überall im Genre auch keine Bäume ausgerissen werden. Abseits von zeitgeistigem Allerweltspop ist die Rockmusik allgemein auf dem komplexen Vormarsch, ohne als Genre 'Prog' gelten zu können oder müssen. Da muss sich die aktive 'progressive' Szene warm anziehen, um weiterhin als Aushängeschild für komplexe, aufwendige, kunstvolle Musik gelten zu dürfen. Stoner, Doom, Punk, Rock, Psychedelic und Metal, samt ihrer neuen nachfolgenden Stile, etwa Math Rock - alles andere als von Haus aus komplex - fächern seit Jahren ihre Strukturen ins vermaledeite Geflecht auf und erfüllen, nachdem sie in den frühen 90ern deprimierend billige Musik produziert hatten, heute technische Hörgewohnheiten potentieller Komplex-Fans. Wer im Prog noch als 'progressiv' gelten möchte, und bestehen will, sollte extravagant komponieren und sich nicht nur ans Archiv anlehnen.
Spheric Universe Experience lehnen sich ans Archiv an. Zuallererst an das von Dream Theater. Sie haben einige gute Ideen komponiert, verzetteln sich jedoch stets aufs Neue in Stereotypen, die mal als blumiger Balladenrausch, mal als bombastisches Riffgewitter, oder als lustige Gesangsakrobatik des Frontmannes wenig erregenden, eher faden Ausdruck findet. Daneben sind einige melancholische Parts sehr angenehm, einige Instrumentalkomplexe fabelhaft, einige sehr flüssige und virtuose Szenen von großem Ausdruck und einiger Leidenschaft.
Sämtliche Gesangslinien sind Prog-Zeitgeist, meine Gott, wie das klingt: Prog-Zeitgeist. Jedoch, so ist es halt. Was denken die sich dabei: wir machen unseren Prog so zeitgeistig, dass es noch Prog und doch moderne, innovative Musik ist; oder: wir beziehen so viel moderne Popstrukturen in unseren Prog ein, vor allein beim Gesang, dass wir über unsere komplexbeladene Szene hinaus Wirkung entfalten?
Wie dem auch sei. Spheric Universe Experience sind eine begabte Band, sie sind gefangen in ihrem heißen Wunsch, so zu klingen, wie ihre Vorbilder. Wer will nicht sein wie sein Vorbild?! Für Prog Metal Fans wird "anima" gewiss gute Unterhaltung auf, sicher, hohem Genre-Niveau sein. Die anderen sitzen im Garten, räumen die Sturmreste weg, schauen besorgt auf die schiefe Scheune und überlegen, ob sie ihr Rad anders unterbringen, während die Luft so sauber und klar ist, wie lange nicht mehr.

sphericuniverseexp.com
lasercd.com

VM




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