|
Space Debris
"Archive Volume One - Journey To The Starglow Restaurant"
"Archive Volume Two - All Man"
(Eigenproduktionen 2011)
|
Space Debris lassen ihre Archiv-Schätze nicht in geheimnisvollen Bankschließfächern verrotten. Die Live-Band hat unzählige Konzerte absolviert und die Bänder mitlaufen lassen. So füllte sich der Speicher und damit die Aufgabe, das Material zu durchforsten und sortieren, Spreu von Weizen zu trennen und Perlen aneinanderzureihen. Gewiss sind die beiden randvollen CDs der Jam-/Space-Rocker im stilistischen Bereich zwischen Hardrock alter Deep Purple-Schule und epischem Jazzrock längst nicht alles, was die Band live zelebrierte, aber ein faszinierender Ausschnitt immerhin, der die bisherigen Alben ergänzt und zu neugierigem Hören einlädt. Auf Volume One sind 7 Tracks enthalten, drei niedlich kurze und nett knackige Songs am Ende der CD, vier Longtracks mit abenteuerlichen Namen zuerst. Gesang gibt es nur, wenn aus dem Publikum jemand auf die Bühne steigt. Space Debris brauchen keinen Sänger, keine Lyrics, alle Stücke sind instrumental aufgebaut, die Kompositionen sind Rahmen, Skelett für illustres Jammen und Solieren. Hektik und Stress sind dabei nicht auszumachen, die Band arbeitet verinnerlicht, gut aufeinander eingespielt, das epische Format locker und ideenreich füllend. CD2 hat 9 Tracks, zwischen einer und 16 Minuten lang, wie auf CD1 überwiegend Longtracks.
Die Besetzung ist bis auf die Position des Tastatieure stets gleich (abgesehen von Gästen), der ‚alte' Hammond-Mann Tom Kunkel hat einen anderen Ansatz als der ‚junge' Winnie Rimbach Sator, und doch ist der Space Debris Sound stets als der eben dieser Band auszumachen. Tom Kunkel arbeitet kraftvoller, mehr an der Front, deftiger, schwerer Sound malend, Winnie Rimbach Sator baut wüste Soli, oder er malt den Background bunt aus. Beide Keyboarder sind einfallsreich und wissen die Energie der Kompositionen illuster zu spielen. Peter Brettel am Bassbrett und Christian Jäger am Schlagzeug arbeiten die differenzierten Rhythmusstrukturen kraftvoll und energisch aus, reisen aber ebenfalls in der melodischen Struktur und sind längst nicht nur Basis für die Keyboarder und Gitarrist Tommy Gorny, der schneidend scharfe Soli grandios zu spielen weiß, episch-sphärisch Energie und Dynamik der Komposition am Laufen hält oder mit den Keys im Jam-Kosmos unterwegs ist.
Der Sound der ohne Overdubs auf den CDs präsentierten Songs ist stets angenehm und gut anzuhören, gewiss nicht stetig perfekte Studioqualität, jedoch ohne Makel oder Einbrüche. Die Band feiert 10 Jahre Bestand, Track eins der zweiten CD stammt allerdings aus dem Jahr 1998, es gab also ein Vorleben. Die Aufnahmen stammen aus verschiedenen Jahren, CD2 listet die Jahreszahlen der Aufnahmen auf, die erste CD wollte das nicht.
Die Jams können gut am Stück gehört werden, manches fließt locker vorbei, anderes nimmt mit spannungsreichen Läufen gefangen, beides ist gut und nichts schlechtes Liedgut. Bis auf: einziger - und abscheulicher - Qualitätseinbruch ist das voll rottige "Exterra Dive" auf Volume Two, 2005 in Michelstadt mitgeschnitten. Die Band probiert sich im Psychedelic Techno, die Schlagzeugarbeit und der schwammige Keys-Gitarren-Muff sind kaum zu ertragen, das Dings beweist keinen guten Stil und ist die reinste Folterqual. Davon bitte nie wieder etwas!
Der eine neuneinhalb Minuten lange Ausfall macht die CD jedoch nicht unausstehlich. Track 1 bis 7 sind fabelhaft, und die einminütige Nummer 9 fehlt auch nicht, wenn sie nach Achtausfall ausgelassen wird. Bestes Stück ist nicht der 30 Minuten lange Titeltrack auf CD1 (fast!), sondern "Whales", 2007 auf der Zappanale mitgeschnitten. Beide Alben, randvoll mit Jazzrock, Hardrock und vitalen Space-Jams sind für Fans empfehlenswert, trotz des bösen Ausfalls.
spacedebrisprojekt.de
VM
Zurück
|
|