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Space Debris "Live Ghosts" (Eigenproduktion 04/2009)
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Die Weltraum-Trümmer (Space Debris) haben seit nicht ganz einem Jahr mit Winnie Rimbach-Sator einen neuen Keyboarder, der den Sound der Band entscheidend verändert. War Tom Kunkel DER Deep Purple Fan und John Lord Tastatieure, so zeigt der neue Organist eher eine Vorliebe für jazzige und spacig-sphärische Sounds. Tommy Gorny (g), Peter Brettel (b) und Christian Jäger (dr) bleiben von der neuen Position nicht unbeeindruckt und lassen sich auf das Abenteuer ein, was dem Bandsound eine enorme Erfrischung und, gerade was die jazzigen Sound betrifft, Vitalisierung bringt. Gewiss zeigt die Band sich nicht komplett erneuert, ist die Basis, wie die Band ganz unerschrocken auf ihrer Webseite meint, von Pink Floyd, Birth Control, King Crimson, Can, Deep Purple, Santana sowie guten alten Vinylplatten Ende der Sechziger Anfang der Siebziger geprägt. Deep Purple ist immer noch als Vorbild stark auszumachen, vor allem im Gitarrenspiel Tommy Gornys. Aber der Bandsound verwebt sich intensiver im starken Einflussfeld Rimbach-Sators.
Ambiente Partien, jazzdisharmonische Fusionstrecken, verspielte Improvisationslust sind mehr zu hören als fette Hardrockschleifen. Das Quartett dehnt seine Songs improvisativ aus. Deutlich zu hören, wie viel Spaß sie dabei hatten, sich auf das Experiment einzulassen. Zwar kehrt der Vierer nach Powerstrecken immer wieder zu den ursprünglichen Strukturen der Songs zurück, aber nur, um neuen Anlauf zu nehmen und ein neues Monstersolo oder weitere Abstraktion zu wagen.
Im melodischen Mittelpunkt steht "der Neue", ganz klar, Tommy Gorny hat zwar angenehm viele Soli, aber längst nicht so viele Minuten. Das baut die gewohnt saftige Härte der Band jedoch nicht ab, sondern gibt ihr ein weitaus experimentelleres Gesicht als zuvor. Und ich muss sagen: das kommt ungemein gut!
Mancher der 9 an zwei aufeinander folgenden Abenden im Juni 2008 im vom vorpommerschen Bodden aus betrachtet deutschen Süden (:) hat nur noch seine Kompositionshülle, der Rest ist improvisativ aufgefüllt. Space Debris klingen verinnerlicht, wie in Trance, gut, dass sie die Liveaufnahmen auf CD und nicht DVD veröffentlicht haben. Augen zu, Ohren auf, Beine ausstrecken und genießen könnte die Platte heißen. "Live Ghosts" ist kein minder guter Titel, beweist er doch, das da mehr war als die Band, die Instrumente, die Technik, das Publikum: Magie!
spacedebrisprojekt.de
VM
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