The Soulspell Metal Opera

Soulspell Act I: A Legacy Of Honor (Inner Wound Recordings 2011)
Soulspell Act II: Labyrinth Of Truths (Inner Wound Recordings 2010)
Soulspell Act III: Hollow´s Gathering (Inner Wound Recordings 2012)

Bisher war ich als Liebhaber sogenannter klassischer Musik mit klarer Präferenz der Neo-Romantik immer höchst skeptisch, wenn irgendwo „Rock Opera“ drauf stand, stand der Inhalt doch zumeist in keinem Verhältnis zu der vollmundig auf der Verpackung angekündigten Königskategorie des Musiktheaters. Unlängst flatterte mir in diesem Kontext allerdings quasi die Quadratur des Quintenzirkels ins Haus - eine Metal Opera namens Soulspell, von der es inzwischen drei Akte sprich drei CDs mit jeweils einer ca. einstündigen Spielzeit gibt und ich muss sagen, ich bin bekehrt. Meine anfänglichen Befürchtungen hinsichtlich ostinatem Double-Bass-Gepflüge, das kinderliedartige Refrains umrahmt, waren völlig haltlos; statt dessen wird der Hörer auf eine Klangreise geschickt, die ihn packt und so schnell nicht wieder los lässt. Dieses Werk ist sehr detailliert ausgearbeitet und lässt keine Wünsche offen: Von Double-Bass-Krachern, über halbballadeske Stücke, Balladen und symphonische Teile mit teils gregorianisch anmutenden Gesängen wird alles geboten, was das Herz des Rockers höher schlagen lässt. Dabei kommen auch Tempowechsel und Breaks nicht zu kurz; sie sorgen immer wieder für Überraschungen und halten die Neugier auch nach mehrmaligem Hören am Kochen auf großer Flamme. Auch der Musical-Freak, der beispielsweise Gefallen an „Der Tanz der Vampire“ gefunden und demgemäß keine Angst vor verzerrten Gitarren hat, wird voll auf seine Kosten kommen. Doch nun seien der Vollständigkeit halber sämtliche Akteure aufgeführt: Der „große Zampano“ dieses Projektes ist der Schlagzeuger Heleno Vale, welcher das Libretto verfasste und auf der dritten CD Unterstützung von Edu Santos und Gabriel Viotto an den Schlaginstrumenten erhält. Die Gitarren werden zersägt von Cleiton Carvalho, Marco Lambert, Rudolfo Pagotto, Thiago Amendolo, Rollie Feldman, Leandro Erba, Daniel Manso und Derli Pontes, während Markus Großkopf, Tito Falaschi und Fernando Giovanetti andere Saiten aufziehen, bis es basst. Die Schlüsselrolle an den Brettern, die die Welt bedeuten, spielen Gabriel Magioni, Jose Cardillo, Frank Tischer sowie Fabio Laguna und lassen dabei die Tasten in allen Facetten des musikalischen Regenbogens erklingen. Die Sängerliste ist die längste, welche mir bei einem derartigen Projekt bislang untergekommen ist und liest sich folgendermaßen: Alex Voorhees, Amanda Somerville, Blaze Bayley, Bruno Maia, Carlos Zema, Christian Passos, Daisa Munhos, Dan Rubin, Edu Falaschi, German Pascual, Gui Antonioli, Iuri Sanson, Jefferson Albert, Jon Olivia, Leandro Cacoilo, Lucas Martins, Mario Linhares, Mario Pastore, Mauricio del Bianco, Michael Vescera, Nando Fernandes, Rafael Gubert, Raphael Dantas, Renato Tribuzy, Tim Owens, Tito Falaschi und Zak Stevens. Die Mehrzahl der Gesangsleistungen ist nicht zuletzt aufgrund der gebotenen (Achtung: Doppeldeutig!) Emotionalität und der internationalen Klasse der Vokalisten überwältigend. Es drängt sich förmlich eine Umsetzung dieses Werkes in einem Live-Kontext, unterstützt von einem Symphonie-Orchester, auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Sänger, umringt von Komparsen, in voller Kostümierung über die Bretter wetzen. Eine solche Aufführung könnte vor allem junge Leute wieder stärker für das Musiktheater begeistern und als Hybrid aus Oper und Musical die beiden Welten der elitären und der populären Musik verbinden, quasi als ausgebuffate Seria E, wobei „E“ für egalitär stünde und eine zeitgemäßigte Form der E-Musik darstellte. Die Handlung dieser Metal Opera ist ähnlich faszinierend wie die Musik; es wimmelt nur so von Helden und Göttern aus der Mythologie verschiedener Kulturen, Fabelwesen sowie singend-sinnierenden Personifizierungen allerlei Dinge von Tagebüchern bis hin zu Labyrinthen. Zeitsprünge in der Handlung, die ich mir sehr gut als Roman-Reihe vorstellen kann, bilden das librettinöse Pendant zu den bereits erwähnten musikalischen Tempowechseln und breiten einen komplexen Kosmos in der Art des literarischen Geniestreichs Lord Of The Rings aus, der aber doch komplett anders angelegt ist. Ich werde mich auch diesmal hüten zu viel zu verraten, wie z.B. ob die Oper nach dem dritten Akt zu Ende geht oder ob wir auf weitere Akte hoffen dürfen. Auf alle Fälle stellt dieses Werk eine willkommene Ergänzung zum Blockbuster „Cloud Atlas“ dar und ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu toppen ist - allenfalls von Heleno Vale und seinem Team. Metal oper-on!!!

soulspell.com
Frank Bender



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