Soft Machine Legacy "Steam" (Moonjune Records 2007)

In den letzten 10 Jahren sind mehr CDs von Soft Machine veröffentlicht worden, als LPs zu den Zeiten, da die Band existierte, von 1966 bis 1981. Aus dem Beginn des Londoner Psychedelic Kultes wurde eine der begehrtesten Jazzrock-Truppen der 1970er Jahre, die stetig im Wandel war, personell wie stilistisch, und auch nach der offiziellen Auflösung 1981 in immer wieder neuen Inkarnationen aus dem Nichts erstand.
Und immer noch gibt es Soft Machine, heute mit dem Zusatz "Legacy", kein Gründungsmitglied ist mehr dabei, seit Elton Dean im Februar 2006 verstarb. John Etheridge (g), Hugh Hopper (b), John Marshall (dr) und Theo Travis (sax, fl) sind die heutige Besetzung.
Vom Freakout Free-Sound der frühen Jahre und dem elektrischen Jazzrock der Mittsiebziger ist wenig geblieben. Die aktuelle Version klingt akademisch und erwachsen. Dennoch gibt es genügend Vitalität und Energie in den Songs, viel improvisatives Geschehen. Die Kompositionen sind Rudimente, die im gemeinsamen und solistischen Spiel der einzelnen Musiker erst wirklich aufgehen. Manches Mal sind die Improvisationen zart und von idyllischer Jazzmanier. Dann jedoch platzt die Verpackung und die Energie strömt mit saftigem Rock in alle Richtungen.
Die beiden Alten Hugh Hopper und John Marshall, die sich immer wieder mit Soli, Breaks und krachenden Vitalitäten ins melodische Geschehen mischen, treiben mit virtuosem Spiel die beiden Jungen John Etheridge und Theo Travis an, Etheridge ist der Verkopftere, Travis der Kühlere. Die langen Tracks, die 10 instrumentalen Songs bringen es auf 66 Minuten, haben viel Raum für Solo- und Unisono-Attacken. Manche Ideen werden behaglich ausgeführt, lässig und cool. Andere platzen heraus, jagen voran, ungeduldig und nervös.
So sehr Soft Machine sich über die Zeiten ihres Bestehens verändert hat, so unterschiedlich die diversen CDs der Inkarnationen und Besetzungen klingen, so eigen und einzigartig sind stets die Resultate. In der heutigen Zeit allerliebster Kuschelpopmusik stößt "Steam" das Wohnzimmersesselpublikum gehörig vor den Kopf und weckt es mit abstrakten, freien und vitalen Songs. Damit die Zuhörer nicht gleich vor Schreck tot umfallen, oder Sinnestäuschungen erliegen, dämmt das leichtere, weichere Material den Fall der Fans etwas ab. Dennoch, anspruchsvoll und fordernd, was das verjüngte Quartett auf "Steam" anbietet.

myspace.com/softmachinelegacy
VM



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