Soft Machine "Middle Earth Masters" (Cuneiform Records 2006)

Die Lieblingsband bei Cuneiform Records heißt zweifellos Soft Machine. Zumindest, was die frühe Phase der Band bedeutet. "Middle Earth Masters" ist eine Ausgrabung aus der ganz frühen Bandphase. Im Booklet ist nachzulesen, was das in Hinsicht auf die Aufarbeitung der tonalen Qualität bedeutet. Die alten Tonspuren wurden durch mindestens 9 Maschinen und Programme gejagt, das Ergebnis kann sich dafür hören lassen, die wenig störenden Hintergrundgeräusche sind für den süchtigen Fan sicher hinnehmbar. Wer des Öfteren den Namen Soft Machine liest und hört und neugierig geworden ist, sollte sich jedoch mit einer Studio-Einspielung beschäftigen.
Die ersten 8 Stücke auf "Middle Earth Masters" wurden am 16. September 1967 eingespielt, kurz nachdem die Band zum Trio Kevin Ayers (g, b, voc), Mike Ratledge (org) und Robert Wyatt (dr, voc) geschrumpft war, weil Großbritannien den australischen Gitarristen Daevid Allen, ein weiteres Gründungsmitglied der Band, der als Drogenkurier galt, nicht mehr ins Land ließ und verfolgte, woraufhin Allen in Frankreich Gong gründete.
London war 1967 DIE europäische Psychedelic Hochburg, in Clubs wie dem UFO (Underground Freak Club), dem Crawdaddy Club, dem Roundhouse, dem Speakeasy, um nur einige zu nennen, spielten die innovativen Pink Floyd und Soft Machine neben etlichen weiteren ständig. PF und SM galten als DIE führenden, fortschrittlichen Bands, die absolut in waren, deren Konzerte man nicht verpassen durfte.
Das Gros der Songs stammt aus der Feder von Kevin Ayers, ist liedhaft und verspielt, wild abgedreht und psychedelisch, viele kurze Vokaltracks und einige lange Experimentalrocker sind zu hören, Mike Ratledge tobt sich an seiner Orgel völlig frei aus, während Robert Wyatt sich schon mal an seinen später typisch werdenden Vokalakkrobatiken übt und Kevin Ayers eher weniger freakig auffällt. Erstaunlicher Weise ist auch schon ein schwer abgedrehter Song von Hugh Hopper dabei, der zu der Zeit noch nicht zur Band gehörte, aber als Roadie dabei war.
Die Songs 9 und 10 wurden im Mai 1968 im Roundhouse live gespielt, der 11. Track im Frühjahr 1967, Ort unbekannt. Auch hier tut sich Hugh Hopper als Komponist hervor. Die 3 Tracks sind mehr als Bonusmaterial, die Klangqualität lässt wenig nur nach, die Intensität des Gruppenspiels ist großartig, Kevin Ayers flippt am Bass heftiger aus, obschon Mike Ratledge mit seinem nervösen, heavy Spiel stets im Vordergrund steht.
Jede der auf Cuneiform Records veröffentlichten Soft Machine Livealben hat andere Facetten, "Middle Earth Masters" ist das früheste Material der Truppe, für Freaks Pflicht, auf Grund des für Live-Verhältnisse und die weit zurück liegende Zeit ein auch soundtechnisch außerordentlich gutes Stück Musik.

cuneiformrecords.com
VM



Zurück